Nach der DEM ist vor der DEM: nachdem die erste Woche mit den Altersklassen u14 bis u18 erfolgreich über die Bühne gebracht wurde, folgt nun die zweite Turnierwoche mit den Altersklassen u10 und u12. In der Altersklasse u10w treten Lotti Zhou (Cocos jüngere Schwester) und Linnea John (Alexander Johns Tochter) an. Für beide ist es die erste Teilnahme an einer deutschen Meisterschaft, wobei Lotti schon zwei Mal im diesmal ausfallenden KiKa-Turnier mitgespielt hat. Außerdem haben beide Mädels schon Erfahrung bei der (inoffiellen) Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft u8 in Sebnitz im letzten Jahr gesammelt (zur Erinnerung: Linnea hatte den Vizetitel bei den Mädels geholt). Aufgrund des Alters der Teilnehmer:innen sind diesmal auch einige Eltern mit dabei. Ansonsten ist alles wie in der ersten Woche: Es wird immer noch im sauerländischen Willingen gespielt und auch in diesem Turnier werden nur 7 statt der sonst üblichen 9 Runden Schweizer System ausgetragen, und auch Hendrik ist weiterhin als Trainer vor Ort und wird uns wieder mit Insiderinformationen versorgen… Viel Erfolg und bleibt gesund!

Montag, 26.10.2020 – Anreise und Freizeit

Die Anreise klappte soweit ganz gut – Corona-getestet wurden alle Spieler:innen vor Ort – zum Glück negativ. Linnea, Hendrik und Alexander bereiteten sich auf das Turnier mit dem obligatorischen Beklimmen des Willingener Hausbergs vor, dem Ettelsberg.

Dienstag, 27.10.2020 – Runde 1

Um 15:30 Uhr geht es mit der ersten Runde los. Linnea ist als Nr. 14 (von 42 Teilnehmerinnen) gesetzt und hat zunächst eine lösbare Aufgabe, während es Lotti als Nr. 24 gegen die Nr. 3 der Setzliste deutlich schwerer haben wird.

Links zu den Live-Partien sind auf der DEM-Seite zu finden.

Linnea und Lotti gewinnen ihre Runden beide sehr souverän: Lotti fand ausgangs der Eröffnung einen wunderschönen taktischen Trick, durch welchen sie gleich einen Turm gewann. Linnea wiederum luchste ihrer Gegnerin die Dame ab und gewann ihre Partie somit ebenfalls.

Die Deutsche Schachjugend bietet übrigens wieder eine tollte Kommentierung der Partien an. Im Kommentatorenteam waren zur 1. Runde keine geringeren als FM Felix Meissner, GM Luis Engel und GM Vincent Keymer – Prädikat: Sehr sehenswert!

Morgen ist die erste der beiden Doppelrunden und die ersten Weichen des Turniers werden gestellt.

Mittwoch, 28.10.2020 – Runden 2 und 3

Runden früh am Morgen (8:30 Uhr ist wirklich seeeehr früh! ;-)) sind einfach nichts für Schachspielerinnen… In der ersten Runde der heutigen Doppelrunde fanden unsere beiden Mädels beide nicht die besten Züge.

Linnea gewann zwar Ausgangs der Eröffnung einen Bauern, musste aber die Entwicklung etwas vernachlässigen. In der Folge stellte sie ihre Figuren etwas unglücklich hin – das daraus entstehende Abzugsmotiv sah die Gegnerin erst nicht, später schon und Qualle und Figur, also schlussendlich ein ganzer Turm, waren weg. Doch dann stellte die eigentlich DWZ-schwächere Gegnerin erst eine Qualle und dann auch noch die Figur zurück ein und beide landeten in einem Turmendspiel mit zwei Mehrbauern für Linneas Gegnerin. Nachdem beide einen Freibauern hatte, wusste die Gegnerin wohl nicht mehr weiter und nahm das von Linnea angebotene Remis an – Glück gehabt!

Nachdem Lotti gestern die an drei gesetzte Spielerin Tamila Trunz geschlagen hatte, bekam sie nun die an fünf gesetzte Paula Czäczine als Gegnerin zugepaart. In der Preußischen Partie schien sich die Schwarzespielerin ein paar Züge mehr auszukennen und erreichte so eine schöne Angriffsstellung. Bei taktischen Verwicklungen musste Lotti erst zwei Leichtfiguren geben, wobei sie eine durch eine unvorsichtige Kombination der Gegnerin wiederbekam – was Grund zur Hoffnung auf ein Wunder wie bei Linnea machte. Doch beim Fotschreiten der Partie verwertete die Gegnerin den Mehrläufer im Bauernendspiel sehr souverän.

Nachmittags steht dann die zweite Runde des ersten Doppelrundentags an! Weiterhin kann der Live-Stream der Deutschen Schachjugend empfohlen werden, in welchem heute GM Andreas Heimann und A-Trainer Philipp Müller aus Württemberg die Partien besprechen.

Doppelrunden scheinen auch nichts für unsere beiden Spielerinnen zu sein… Leider gab es eine Doppelnull in der dritten Runde des Gesamtturniers. Aber der Reihe nach:

Lotti wurde von ihrer Gegnerin in der schottischen Partie mit einer Nebenvariante überrascht und reagierte nicht ganz optimal. Ein Gegentrick mit der Idee den gegnerischen Turm abzuholen, scheiterte an der Fesselung ihrer Dame. So waren einfach zwei Leichtfiguren weg. Die zwei Bauern, die sie dafür hatte, kamen im Endspiel leider nicht wirklich ins Rollen und de Gegnerin schaffte diese zu blockieren. Damit war die Partie dann auch schnell vorbei.

Linnea wiederum gewann nach der Eröffnung eine Figur – bzw. die Gegnerin ließ ihren Läufer auf d3 einfach stehen… Vielleicht stehen die Bretter in der u10 einfach zu weit weg von den Spieler:innen und die Figuren und Felder sind dadurch einfach nicht mehr sichtbar. Wenige Züge später verschenkte dann Linnea halbzügig ihren Läufer – nach Zählen aller Figuren und Bauern verblieb sie dann mit einem Agrarier weniger. Die Gegnerin spielte dann die Partie sauber herunter, s.d. schlussendlich eine Null als Ergebnis eingetragen werden musste.
Doch allzu betrübt war Linnea wohl nicht, denn es gab noch drei positive Nachrichten:
1. Hatte sie eine lustige Botschaft von Heinz Uhl bekommen (vielen Dank dafür!)
2. fand ihre Gegnerin ihre Delegationsjacke toll und
3. teilte ihr die Gegnerin kurz vor dem Matt noch mit, dass sie zuhause den gleichen Kugelschreiber in schwarz habe.
(Insiderinformationen von Alexander…)

Donnerstag, 29.10.2020 – Runde 4

Es sollte nur noch Einzelrunden geben…! Genau wir in Runde 1 gab es heute zwei recht sichere Siege unserer beiden Teilnehmerinnen. Beide Male wurde Material gewonnen und nicht wieder her gegeben.

Linnea traf auf eine Gegnerin, gegen die sie bereits letztes Jahr auf der U8-Meisterschaft in Sebnitz mit derselben Farbe gespielt hatte. Insofern war die Eröffnung (Französisch-Vorstoßvariante) für niemanden eine Überraschung und beide Seiten zeigten sich gut vorbereitet. Linnea opferte wie geplant ihre zwei zentralen Bauern, wodurch Diagonalen für ihre Läufer frei wurden und sie insgesamt großen Entwicklungsvorsprung bekam. Objektiv sollte die schwarze Stellung in Ordnung sein, aber sie ist schwer zu spielen und das zeigte sich auch in der Partie. Nach 1-2 ungenauen schwarzen Zügen drang der weiße Springer in die gegnerische Stellung ein und spielte die Gegnerin schwindelig. Durch einen schönen Zwischenzug gewann Linnea erst eine Figur, später auch noch den gegnerischen Turm, da die Schwarzspielerin ihre Entwicklung nicht vollenden konnte. Diesen Materialvorteil verwertete Linnea dann souverän zu einem hübeschen Matt.

Auch bei Lotti lief es richtig gut: Ihr Gegnerin fand eine eher harmlose, wenn nicht sogar leicht schlechte Variante gegen Lottis Schotten, s.d. bald ein Bauer und direkt eine Figur weg war. Danach tauschte Lotti ganz klassisch alles an Figuren ab, was ging. Durch das Tauschen verblieb sie dann nicht nur in einem Endspiel Turm und Springer gegen Turm mit Mehrfigur, sondern sie hatte sich zusätzlich noch einen Freibauern gebildet. Nachdem sich dieser Umwandeln konnte, war der sichere Partiesieg nicht mehr weit.

Jetzt kann der spielfreie Nachmittag ausgiebig genossen werden.
Morgen geht es dann noch einmal mit einer Doppelrunde weiter. Das Bergfest dieser extrem kurzen Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft ist jedenfalls erreicht.

Wie sieht so ein spielfreier Nachmittag auf einer Deutschen eigentlich aus? Ohne Schach? Nein… Lotti und Linnea stellten sich fünf starken Spielern im Simultan. GM Niclas Huschenbeth, GM Andreas Heimann, IM Adrian Gschnitzer, IM Thore Perske und FM Nils Richter spielten abwechselnd an 50 Brettern das DSJ-Jubiläumssimultan (mit 5 Titelträgern).

Freitag, 30.10.2020 – Runden 5 und 6

Der Fluch der Doppelrunden – so sollte die Überschrift geändert werden. In beiden Runden gab es keinen Punkt und damit sieht die Bilanz nach dem ganz gelungenen Start natürlich nicht mehr so gut aus. Aber wir bleiben optimistisch: es gibt keine weiteren Doppelrunde mehr, und in den Einzelrunden wurden bisher alle Partien gewonnen!

Bei Lotti sah es in Runde 6 übrigens ziemlich gut aus, bis sich herausstellte, dass ihre Partie in der Übertragung mit einer anderen verwechselt worden war…

Samstag, 31.10.2020 – Runde 7

Schon ist die letzte Runde erreicht – wir drücken die Daumen, das unseren beiden Teilnehmerinnen heute noch etwas Zählbares gelingt. Immerhin ist es eine Einzelrunde! 😉

Partie von Lotti – Partie von Linnea

Und das Daumendrücken hat sogar genutzt: in der letzten Runde wurden 1,5 Punkte geholt. Damit beenden beide das Turnier mit 3,0/7 Punkten.

Aus Berliner Sicht konnten auch Rubina Arnold aus Neuenhagen die Daumen gedrückt werden, die mit einem Sieg in der letzten Runde gegen Alissa Wartenberg (Hamburg) den Meistertitel in der u12w sicher gehabt hätte. Leider verpasste sie – trotz zwischenzeitlicher Mehrfigur – den möglichen Sieg und verlor sogar noch… 🙁 Zur Partie.

Alle Ergebnisse im Überblick:

Name	AK	R1	R2	R3	R4	R5	R6	R7	Summe
Linnea John	u10w	1	½	0	1	0	0	½	3,0/7
Leyi Charlotte Zhou	u10w	1	0	0	1	0	0	1	3,0/7

Übrigens könnt ihr unseren Spielerinnen eine kleine Brettpost zukommen lassen! Einfach in der Ergebnisstabelle auf den Namen klicken und dann Brettgrüße verfassen!

Alle Ergebnisse der Berliner Teilnehmer

Berichterstattung bei der Schachjugend in Berlin

Livestream der Deutschen Schachjugend (DSJ) bei Twitch – mit GM-Kommentierung!