Das erste Mal überhaupt waren wir mit acht unserer jüngsten Vereinsmitglieder (Altersklasse u8 = Jahrgang 2010 und jünger) bei der Berliner Meisterschaft der unter 8-jährigen. Dabei überzeugten insbsondere zwei Mädchen in der Altersklass u7: Linnea John ist Berliner Meisterin in der AK u7; Yiyi Xiao belegt mit gleicher Punktzahl den zweiten Platz in derselben Altersklasse!
Mit insgesamt 8 Kindern aus dem u8-Bereich nahm unserer Verein an den vier Turnieren rund um die Berliner Jugendeinzelmeisterschaften statt, denn neben den beiden „geschlossenen“ Turnieren, in denen jeweils der u7/u8-Meister bzw. die u7/u8-Meisterin ausgespielt wurden, fanden auch zwei offene Turniere – das Kinderfühlingsturnier in der AK u7 bzw. AK u8 – statt.
Gleich vier der zehn Teilnehmer stellte unser Verein im „geschlossenen“ u7-Turnier. Im Vorfeld wurden einige Kinder seitens des Berliner Leistungssportauschusses für das Turnier gesetzt; die Vereine konnten aber auch selbst potenzielle Teilnehmer vorschlagen. Mit Linnea, Yiyi, Max und Matthias schickten wir unsere vier erfolgversprechendsten Talente aus dem Samstagstraining ins Rennen.
Mit einem ungefährdeten Sieg startete Linnea in das Turnier und durfte dann in der zweiten Runde gleich gegen den späteren Turniersieger antreten. Als einer von drei Teilnehmern mit DWZ zeigte sich Linneas Gegner in der zweiten Runde als deutlich erfahrener als sie und gewann die Partie souverän. In der dritten Runde wurde Linnea gegen eine direkte Konkurrentin in der Mädchenwertung gepaart. Nach der ersten Hälfte der Partie berichtete ich Alexander – Linneas Papa, der bei diesem Turnier wie alle anderen Eltern die Turnierräume während der Partien nicht betreten durfte – über die seitens Linnea eingestellte Figur. Da Linneas Gegnerin ebenfalls schon einiges an Turniererfahrung besitzt, hakte ich die Partie bereits als Verlust ab, doch beim nächsten Besuch im Turniersaal hatte Linnea auf einmal eine Dame gegen einen Turm bei gefühlt unendlich vielen Mehrbauern. Diesen Vorteil verwandelte sie dann souverän. Die vierte Runde entschied über den späteren Erfolg der beiden Mädels im u7-Turnier: Gegen Yiyi spielte sie ein wenig unkonzentriert, denn normalerweise nimmt Linnea angebotene Damen sofort weg und erkennt auch schon das Motiv „Ausschalten der Verteidigung“, doch mit Yiyis Sieg wiesen beide Mädels vor der Schlussrunde zwei Punkte auf. In der letzten Runde zeigte Linnea aber wieder, was in ihr steckt: Zielgerichtet spielte sie auf den gegnerischen König und setzte diesen nach kurzer Zeit Matt. Mit ihren drei Punkten belegte Linnea hinter den dem das Turnier domierenden Erstplatzierten und dem punktgleichen Zweitplatzierten den dritten Platz und ist damit gleichzeitig Berliner Meisterin in der AK u7.
Yiyi startete mit zwei Niederlagen nicht so optimal in das Turnier, doch nachdem Matthias Yiyi in der Pause wieder aufgebaut hatte (O-Ton Matthias: „Yiyi, du musst doch an dich glauben!“), gewann sie die drei nachfolgenden Runden mehr oder weniger souverän. In der dritten und vierten Runde traf sie dabei auf Max und Linnea, die beide mit ihr am Samstag in derselben Gruppe trainieren. Das Trainingsduell gewann ganz klar Yiyi, die gegen beide den vollen Punkt mitnahm. Gegen Linnea hatte sie dabei als Schwarzspielerin den tollen Plan den Springer von g8 über f6 nach g4 zu bringen und dann mit Dh4 auf h2 Matt zu setzen. Den weißen Springer auf f3 übersahen beide Spielerinnen – zumindest die Möglichkeit des Springers auf h4 zu nehmen. Der Plan den Springer auf f3, der das Feld h2 deckte, mit ihrem Springer von c6 auf d4 abzutauschen klappte überraschend gut und am Ende setzte sie Linneas König tatsächlich auf h2 matt. Ihre stärkste Partie zeigte Yiyi allerdings in der letzten Runde, in welcher sie gegen den später Zweitplatzierten antrat. Mehrmals wurden beiderseits Zwischenzüge eingestreut; am Ende fand Yiyi ein dreizügiges Matt auf dem Brett, welches ihr den dritten Punkt in der Endabrechnung einbrachte. In der Gesamttabelle belegte sie den vierten Platz und ist damit Berliner Vizemeisterin u7.
Beide Mädels zeigten ein starkes Turnier: Während Linnea ihre Leistung bereits ab der ersten Runde voll konzentriert abrief, benötigte Yiyi die ersten beiden Runden um in das Turnier hineinzukommen. In der Schlusswertung wird Linnea aus nicht ersichtlichen Gründen seitens der Turnierleitung leider nicht als Drittplatzierte im Gesamtturnier geführt, sondern ein Junge, der insgesamt auf dem sechsten Platz landete. Die drei besten Mädchen – insgesamt spielten vier Mädchen in dem Turnier – erzielten am Ende 3 Punkte; nur die Zweitwertung entschied, wer schlussendlich den dritten, vierten bzw. fünften Gesamtrang erzielte bzw. auf welchem Platz in der Wertung um die Berliner Meisterin u7 landete. Die Pokale gibt es allerdings erst in ca. 1,5 Wochen – der Paketdienstleister hatte das Paket verlegt…
Die beiden anderen Teilnehmer, Max und Matthias, erwischten leider ein nicht ganz so gutes Turnier: Für Matthias, der erst seit einem Vierteljahr bei uns trainiert und immer wieder die Trainer begeistert, war die u7-Meisterschaft das erste Schachturnier überhaupt! In der ersten Runde zeigte er auch, welches schachliches Potenzial in ihm steckt. Zielgerichtet bewegte er im späten Mittelspiel seine drei Schwerfiguren Richtung geschwächter gegnerischer Königsstellung, die der Gegner nicht mehr verteidigen konnte. In den restlichen Partien spielte Matthias dann eindeutig zu schnell – mehr Blitz- als Schnellschach, was sich insbesondere auf die Qualität seiner Züge auswirkte. Doch der Spaß am Turnierschach scheint geweckt und der Ehrgeiz ist auf jeden Fall vorhanden, so dass das nächste Turnier kommen kann! Und auch Max, der seinen Punkt im Vereinsduell gegen Matthias holte und ähnlich schnell wie Matthias seine Partien runterblitzte, wird seine Punkte in kommenden Turnieren holen!
Im Kinderfrühlingsturnier – das offene u7-/u8-Turnier – spielten ebenfalls vier unserer Vereinskinder mit: Lotte und Sofia probierten sich bei ihrem jeweils ersten Turnier in der Altersklasse u8; Mariia und Elisa sind bereits turniererprobt und traten in der Altersklasse u7 an. Die beiden Cousinen Sofia und Elisa brachten das Kunststück zusammen, genau gleich viele Punkte, nämlich 2,5, mit den jeweils gleichen Ergebnissen (allerdings nicht in denselben Runden) zu erzielen – der halbe Punkte wurde jeweils durch ein Patt erzeugt. Die Partien, in denen sie den vollen Punkt holten, gewannen sie deutlich und überlegen; in den Verlustpartien reichte meist eine kleine Unachtsamkeit aus – bspw. ein übersehenes gegnerisches Matt. Lotte und Mariia, beide Mitglied unserer jüngsten Trainingsgruppe, zeigten schon schöne Ideen auf dem Brett. Lotte schaffte sogar einmal den gegnerischen König mattzusetzen; in Mariias bester Partie rettete sich der gegnerische König leider ins Patt.
Mit über 80 Kindern über alle vier Turniere hinweg herrschte ein riesiges Gewuhle in den Räumen der Evangelischen Grundschule in Friedrichshagen. Der Spielort war trotz der weiten Anreise sehr schön – der Innenhof mit riesigem Sandkasten und Spielgeräten lud bei wunderschönem Sonnenwetter zu aktiver Pausengestaltung ein. Trotzdem war das mitgebrachte Schachbrett ein Highlight: Zwischen den Partien wurden Motive, die gerade in den jeweiligen Begegnungen auftraten, besprochen; Mattaufgaben aus einem Heft aufgebaut und gelöst; Mama Max das Schäfermatt und die Abwehr desselbigen beigebracht und und und …
Alle Ergebnisse und die Endranglisten können auf der Turnierseite der Schachjugend in Berlin nachgeschaut werden.