Nach der kürzlich bereits erfolgten Veröffentlichung der Meldung der ERSTEN soll hier nun in Ergänzung dazu noch ein Ausblick auf die neue Saison nachgereicht werden:
Da das Orakel von Friedenau schon seit Längerem verstummt ist*), bleibt nur ein nüchterner Blick auf die Fakten in Form nackter Zahlen, um eine Prognose zu den Erfolgsaussichten der ERSTEN in der neuen Saison wagen zu können. Dabei verwundert es kaum, dass bei realistischer Betrachtungsweise das Saisonziel einmal mehr – wie auch schon in all den Jahren unserer Oberligazugehörigkeit zuvor – nur lauten kann: Klassenerhalt!
Mittlere Elo-Zahl |
Mittlere DWZ |
||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Nr. 1–10 |
Nr. 1–10 |
Nr. 1–16 |
|||||
1. |
SC Kreuzberg |
2313 |
(185) |
2278 |
(216) |
2237 |
(291) |
2. |
Rotation Pankow |
2252 |
(176) |
2224 |
(211) |
2173 |
(244) |
3. |
Schachfreunde III |
2240 |
(249) |
2224 |
(175) |
2149 |
(396) |
4. |
Empor Berlin |
2228 |
(479) |
2204 |
(332) |
2119 |
(641) |
5. |
König Tegel II |
2231 |
(314) |
2187 |
(300) |
2113 |
(423) |
6. |
Greifswalder SV |
2227 |
(380) |
2185 |
(403) |
2122 |
(527) |
7. |
SC Weisse Dame |
2199 |
(136) |
2157 |
(177) |
2115 |
(267) |
8. |
Zitadelle Spandau |
2116 |
(246) |
2133 |
(185) |
2098 |
(286) |
9. |
SG Lok Brandenburg |
2063 |
(299) |
1951 |
(555) |
1831 |
(685) |
10. |
Graal-Müritz |
1961 |
(277) |
1879 |
(373) |
1745 |
(821) |
Erläuterungen zur Tabelle:
Sortierung der Mannschaften nach der mittleren DWZ der an den Positionen Nr. 1-10 gemeldeten Spieler.
In Klammern ist jeweils die Differenz zwischen der höchsten und der niedrigsten DWZ bzw. Elo-Zahl an den betreffenden Positionen einer Mannschaft angegeben.
Sortiert man die Mannschaften nach der mittleren DWZ der an den Positionen Nr. 1–10 gemeldeten Spieler, so ergibt sich folgendes Bild:
Mit einem Vorsprung von über 50 DWZ-Punkten thront Kreuzberg einsam an der Spitze der Staffel. Dahinter folgen sieben Mannschaften in insgesamt fünf Abstufungen, wobei die Abstände zwischen den einzelnen Abstufungen mit im Schnitt knapp über 20 DWZ-Punkten jeweils in etwa gleich groß sind – nämlich Rotation Pankow und die dritte Mannschaft der Schachfreunde auf den geteilten Plätzen 2 und 3, Empor Berlin auf Platz 4, die zweite Mannschaft von König Tegel und Greifswald nahezu gleichauf auf den Plätzen 5 und 6, die ERSTE auf Platz 7 und Zitadelle auf Platz 8. Weit abgeschlagen am Tabellenende liegen die beiden Aufsteiger Brandenburg und Graal-Müritz, wobei der Abstand von Brandenburg auf Zitadelle mit 182 DWZ-Punkten exakt doppelt so groß ist wie der von Zitadelle auf den zweiten Platz und Graal-Müritz noch einmal über 70 DWZ-Punkte hinter Brandenburg liegt.
Die Berücksichtigung von zehn anstelle der für einen Mannschaftskampf benötigten Anzahl von lediglich acht Spielern erscheint insoweit angebracht, weil die Mannschaften in der überwiegenden Zahl der Fälle jeweils mindestens zwei Ersatzspieler melden, die im Verlauf einer Saison mehr als bloß sporadisch zum Einsatz kommen. Bei einer Heranziehung nur der an den ersten acht Positionen gemeldeten Spieler wäre das Ergebnis aber ohnehin kaum anders. Lediglich Empor Berlin und Rotation Pankow würden ihre Plätze miteinander tauschen, weshalb in der vorstehenden Tabelle auf eine gesonderte Wiedergabe dieser Werte verzichtet wurde. Nahezu identisch fällt das Ranking auch aus, wenn man auf die mittlere Elo-Zahl der an den Positionen Nr. 1–10 gemeldeten Spieler abstellt. König Tegel II kann sich hier allerdings knapp vor Empor Berlin schieben. Auch hat die ERSTE hiernach auf Zitadelle einen Vorsprung von über 80 Elo-Punkten.
Insgesamt sehr ähnlich fällt das Ranking übrigens auch aus, wenn man die mittlere DWZ der einzelnen Spielerkader in ihrer gesamten Breite ohne die beiden gesonderten Plätze für die Jugendlichen heranzieht, also alle an den Positionen Nr. 1–16 gemeldeten Spieler berücksichtigt. Die drei sowohl ersten als auch letzten Plätze belegen hier ebenfalls jeweils dieselben Mannschaften, wobei sich unsere ERSTE immerhin vor König Tegel II auf Platz 6 wiederfindet. Keinen großen Sinn macht es hingegen, auf die Elo-Zahlen der an den Positionen Nr. 9–16 gemeldeten Spieler abzustellen. Denn da nur bei vier der zehn Mannschaften alle gemeldeten Spieler über eine Elo-Zahl verfügen (bei Brandenburg und Graal-Müritz ist dies nicht einmal bei allen an den ersten acht Positionen gemeldeten Stammspielern der Fall), scheidet eine Vergleichbarkeit insoweit aus. Gleiches gilt in Bezug auf eine Berücksichtigung der gesonderten Kaderplätze für Jugendliche, denn nur die Hälfte der Mannschaften haben diese beide besetzt.
Trotzdem sei ergänzend noch angemerkt, dass die ERSTE bei einem Abstellen auf die mittlere Elo-Zahl der an den Positionen Nr. 9–16 gemeldeten Spieler überraschenderweise Platz 3 und – auf den ersten Blick wohl noch überraschender – Schachfreunde III nach der mittleren DWZ bei einer zusätzlichen Berücksichtigung der gesonderten Kaderplätze für Jugendliche nur Platz 8 belegt. Letzteres beruht darauf, dass die Schachfreunde an Position Nr. 19 als einzigen Jugendlichen einen Spieler mit einer für die Oberliga äußerst ungewöhnlichen DWZ von nur 737 (!) und damit um 1554 DWZ-Punkte geringeren als die ihres nominell stärksten Spielers (2291) gemeldet haben. Dies hat natürlich auch zur Folge, dass die Differenz zwischen der höchsten und der niedrigsten DWZ innerhalb eines jeden Spielerkaders bei der dritten Mannschaft der Schachfreunde am größten ist, denn bei einer maximalen Differenz von 821 DWZ-Punkten folgt hier Graal-Müritz erst mit weitem Abstand auf Platz 2. Bei einer maximalen Differenz von nur 177 DWZ- bzw. 136 Elo-Punkten an den Positionen Nr. 1–10 sowie 267 DWZ-Punkten an den Positionen Nr. 1–16 besitzt die ERSTE übrigens einen der ausgeglichensten Spielerkader.
Die vorstehenden Ausführungen zur Einordnung der Spielstärke der ERSTEN im Vergleich zu denen der anderen Mannschaften decken sich weitgehend mit den Prophezeiungen, die sich dem innerhalb des Spielerkreises der ERSTEN allerdings nicht bei jedem allzu großer Beliebtheit erfreuenden Liga-Orakel zu den Erfolgsaussichten in der neuen Saison entlocken lassen:
Mit einer Quote von 36,7 % weist das Orakel Platz 7 als die wahrscheinlichste Endplatzierung der ERSTEN aus. Dagegen beziffert es die Wahrscheinlichkeit für Platz 8 nur auf 6,3 %. Hieraus berechnet es in Kombination mit der Annahme, dass es am Ende der Saison mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 55 % genau drei und mit einer solchen von rund 25 % vier Absteiger geben wird, für die ERSTE eine Abstiegswahrscheinlichkeit von insgesamt 13,7 %. Weil es die Wahrscheinlichkeit, dass fünf Mannschaften absteigen werden, nur auf 0,5 % beziffert, fällt dabei der Umstand, dass die ERSTE am Ende in 21,7 % der Fälle Platz 6 belegen wird, kaum ins Gewicht. Umgekehrt sind auch die knapp 20 % der Fälle vernachlässigbar, in denen das Orakel nur zwei Absteiger erwartet, weil es für eine Endplatzierung schlechter als Rang 8 nur eine Wahrscheinlichkeit von 0,5 % angibt.
In immerhin rund 35 % der Fälle sieht das Orakel die ERSTE am Ende jenseits aller Abstiegssorgen irgendwo in der oberen Tabellenhälfte landen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die ERSTE mit Rang 4 ihre Endplatzierung aus der letzten Saison exakt wiederholen kann, schätzt es dabei auf 10,1 %. Bei einer Quote von 82,5 % sieht das Orakel, wie kaum anders zu erwarten war, die mit Abstand größte Aufstiegswahrscheinlichkeit für Kreuzberg, während es eine solche für die ERSTE immerhin noch auf 0,7 % beziffert. Für den Mannschaftskampf gegen unseren Auftaktgegner am Sonntag weist das Orakel als statistischen Erwartungswert übrigens 3,7 Brettpunkte für die ERSTE aus. Da die Anzahl der Brettpunkte beim Schach bekanntlich aber immer nur ein Vielfaches von 0,5 betragen kann, bleibt zu hoffen, dass es nach Beendigung der letzten Partie zumindest nicht weniger als 4,0 sein werden.
*) Bei allem Respekt im Hinblick auf die einstigen Prophezeiungen dieses Orakels: Mit der bloßen Zitierung des längst Kult gewordenen Refrains unseres Vereinsliedes am Ende des Abschlussberichts zur letzten Saison sollte sich nicht ernsthaft die Erwartung verbinden lassen, dass dies als „Zusammenfassung des Orakels von Friedenau für die kommende Saison“ – wie es in dem Abschlussbericht allerdings proklamiert wird – durchgehen könne.