Mit einem hohen Heimsieg sicherte die ERSTE den Verbleib in der OLNO. Pünktlich 6 Tage nach dem 6:2 gegen Cottbus folgt nun der Bericht von Käpt‘n Hendrik. 🙂
Die Lage vor der 7. Runde war wie folgt: Wir lagen nach dem Kantersieg in Stralsund mit 7:5 Punkten auf dem gemütlichen 4. Platz, der Klassenerhalt war schon so gut wie gesichert. Cottbus hingegen war mit 5:7 Punkten (Platz 7) unter Zugzwang, auch in Betracht ihres schweren Restprogramms. So konnten wir die Begegnung entspannt angehen, ein Unentschieden wäre schließlich schon eine deutliche Steigerung gegenüber der desolaten Niederlage beim letzten Aufeinandertreffen vor zwei Jahren gewesen.
Beide Mannschaften traten in Bestbesetzung an, wobei auf unserer Seite erstmals seit langem unsere Wiener Geheimwaffe Kay Hansen zum Einsatz kam. Wie geplant, spielte Kay ausgerechnet gegen unser (passives) Mitglied Ruprecht Pfeffer, der vor wenigen Jahren noch selbst mit der ERSTEN in der OLNO unterwegs war, bevor es ihn beruflich nach Cottbus verschlug. Spannung war also garantiert!
Spannend war es in der Tat, ein kurzer Rundgang nach 2 Stunden ergab folgendes Bild:
Achim (1) war in einem komplizierten Mittelspiel, es sah aber ganz gut aus. Hendrik (2) verfügte über minimalen Vorteil in einem damenlosen Mittelspiel. Kay (3) war nach kurzem, aber scharfem Mittelspiel bereits im Turm-Springer-Endspiel, stand eher schwierig. Bei Heinz (4) stand das Brett in Flammen, er schien aber alles im Griff zu haben. Ingos Stellung (5) gefiel mir überhaupt nicht, er hatte einen in der Eröffnung geopferten Bauern nicht zurückerobert, hatte nun einfach einen weniger und dafür auch noch keine Zeit mehr auf der Uhr… Bei Kai (6) sah es entspannter aus, ein Mittelspiel mit heterogenen Rochaden und gewissen Angriffschancen für ihn. Martin (7) hingegen hatte seine nach der Eröffnung völlig normale Stellung in wenigen Zügen deutlich verschärft und balancierte bereits auf dem Drahtseil. Ralf (8) wurde vom gegnerischen Topscorer auf dem Brett ähnlich scharf angegangen, hatte bislang jedoch gewohnt besonnen reagiert und stand gut.
Insgesamt also drei gute Stellungen, drei schlechte oder zumindest schwierige sowie zwei nur leicht bessere bis ausgeglichene Stellungen.
Die ersten Ergebnisse trudelten dann wie folgt ein: Martins Stellung erwies sich als unübersichtlich, aber schlecht und seine scheinbar aktive Dame drohte mitten auf dem Brett gefangen zu werden. Den Damenfang hätte er nur noch unter materiellen Einbußen verhindern können, da gab er lieber auf. Vielleicht etwas zu früh?! 0:1
Hendriks Stellungsvorteil hatte sich inzwischen ebenso verflüchtigt wie die halbe Stunde Zeitvorteil auf der Uhr und da ihm ein Remis sowieso noch fehlte in dieser Saison, nahm er das Angebot seines Gegners nach kurzer Rücksprache mit dem Käpt‘n an. 0,5:1,5
Bei dem knappen Rückstand sollte es freilich nicht mehr lange bleiben, denn Ralf hatte nach der erfolgreichen Abwehr aller gegnerischen Drohungen einen Bauern gewonnen und stand mit einem perfekten Bauernzentrum klar besser. Beim Versuch, einen dieser Zentralbauern zu erobern, stellte sein Gegner eine Figur ein, der Rest war dann einfach. 1,5:1,5
Etwas überraschender kam der Sieg für uns an Brett 3: Kay hatte sich lange und umsichtig verteidigt und war inzwischen aus dem schwierigen Turm-Springer-Endpsiel in ein sehr remisliches Turmendspiel gelangt. Nach einem Aussetzer Ruprechts entstand allerdings plötzlich ein für Kay einfach gewonnenes Bauernendspiel → 2,5:1,5! Den ein oder anderen Scherz über seine immer noch große WeDa-Vereinsverbundenheit musste Ruprecht danach über sich ergehen lassen, doch die Nr.3 unserer DWZ-Rangliste ertrug es mit Fassung.
Der Wettkampf war mit diesem unverhofften Sieg freilich gelaufen, denn die restlichen vier Partien hatten sich auch zu unseren Gunsten entwickelt: Kai hatte nach dem bald erfolgten Damentausch die etwas besseren Züge als seine junge Gegnerin gefunden und nutzte einen kleinen, aber feinen Zwischenzug zum Qualitätsgewinn, der alsbald auch die Partie beendete. Quasi zeitgleich gab sich auch Heinz‘ Gegnerin geschlagen. Heinz hatte seine aktive Stellung nach einigen Verwicklungen unter Damenopfer in ein Endspiel mit zwei Läufern und einem Turm gegen die gegnerisch Dame abgewickelt. Schließlich führte ein stiller Königszug zum unabwendbaren Matt in 3 Zügen. Hübsch! 4,5:1.5
Ingo hatte sich aus seiner schlechten Stellung mit dem Minusbauern und der gruseligen Zeit in ein Turmendspiel mit drei gegen vier Bauern auf einem Flügel gerettet, in dem sein Gegner keine ernsthaften Gewinnversuche mehr anstellte. 5:2
Achim blieb es damit überlassen, den Schlusspunkt zu setzen. In einem abwechslungsreichen Mittelspiel hatte er zunächst einen Bauern gewonnen, später sorgte das kuriose Leichtfigurenpaar (schwarzer Läufer a8 – weißer Springer b7) für Bewunderung unter den Fans. Nach Abtausch desselbigen erreichte Achim ein gewonnenes Schwerfigurenendspiel, das er zu seiner eigenen Unzufriedenheit zwar nicht perfekt behandelte (49…Tf8?), aber auch sein Gegner ließ seine nicht ganz offensichtlichen Chancen aus (54.Ta6!=) und so gewann Achim nach fünfeinhalb Stunden doch noch zum 6:2-Endstand.
Unterm Strich ist der Sieg natürlich wohlverdient ;-), in Anbetracht von z.B. Kays und Ingos Partie wäre ein 5:3 aber auch voll in Ordnung gewesen. Unseren (auch nach der Niederlage noch) sympathischen Gegnern wünschen wir noch viel Erfolg im Kampf um den Klassenerhalt!
Weiter geht‘s für uns dann am 18.03.18 mit der bereits vorletzten Runde der OLNO. Wir treten auswärts beim TuS Makkabi Berlin an, die sich nach anfänglichen Schwierigkeiten inzwischen auf Platz 6 verbessert haben, für den sicheren Klassenerhalt aber noch mindestens ein Pünktchen brauchen.
Für die ERSTE geht es in den letzten beiden Runden hingegen „nur“ noch darum, den 3. Tabellenplatz zu behaupten – bekanntlich die beste Platzierung, die die Weisse Dame bislang in der Oberliga erzielen konnte. 🙂
NEWS vom 23.02.2018/TG
Am kommenden Sonntag ab 11:00 Uhr findet in der Peter-Ustinov-Schule, Mensagebäude, Trendelenburgstr. 1, 14057 Berlin bereits die 7. Oberliga-Runde gegen Lok Raw Cottbus statt. Mit einem Sieg gegen den Tabellen-7. könnte die ERSTE (derzeit 4.) frühzeitig die letzten Zweifel am Klassenerhalt vertreiben. Aber bei Cottbus sitzt an Brett 3 mit Ruprecht Pfeffer ein guter Bekannter und das letzte Duell vor zwei Jahren an gleicher Stelle ging gehörig „in die Hose“.
Zum Ergebnisdiens gehts hier – Kiebitze vor Ort sind herzlich willkommen!