Nach dem 6.5:3,5-Heimsieg kommt es damit am kommenden Freitag zum „Endspiel“ gegen die BSG Eckbauer, die ebenfalls ihren zweiten Mannschaftserfolg im diesjährigen Wettbewerb erzielen konnte. Dem SC Weisse Dame e.V. genügt dabei aufgrund des bisher einen mehr erzielten Brettpunktes ein 5:5-Unentschieden zur Titelverteidigung.
An den vorderen Brettern keineswegs mit dem Rücken zur Wand: Die Spandauer. Mehr – oder weniger – im Bilde die Spieler von Weisse Dame (die Anwesenden von links nach rechts: Kai-Gerrit Venske, Heinz Uhl (oben), Josef Gelman (unten) und Martin Kunze).
Die Spandauer erreichten – im Gegensatz zur Heimmannschaft – alle pünktlich das ihnen zuvor noch unbekannte Spiellokal und präsentierten sich im Vergleich zur 1. Runde mit einer ausgeglicheneren, aber unter dem Strich kaum verstärkten Mannschaft. Verständlich deshalb das eine oder andere leise Murren beim Blick auf die sehr starke Aufstellung des Gastgebers vor Beginn des jederzeit fairen und entspannten Wettkampfes, der kein einziges Eingreifen des Bericht erstattenden Schiedsrichters erforderte. Respektabel deshalb auch, dass Zitadelle das Ergebnis an den vorderen fünf Brettern ausgeglichen gestalten konnte:
SC Weisse Dame – Zitadelle Spandau |
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Dr. Ingo Abraham (2118) |
0 : 1 |
Terry van der Veen (2126) |
Kai-Gerrit Venske (2134) |
½ : ½ |
Patrick Böttcher (1993) |
Heinz Uhl (2114) |
1 : 0 |
Andreas Kötz (1909) |
Cord Wischhöfer (2036) |
½ : ½ |
Robert Schreck (1953) |
Josef Gelman (2045) |
½ : ½ |
Kai-Stephan Kussatz (1893) |
Martin Kunze (1977) |
1 : 0 |
Wilfried Zaeske (1910) |
Martin Sechting (1966) |
½ : ½ |
Sebastian Lawrenz (1834) |
Alexander John (1880) |
1 : 0 |
Chinguun Sundui (1532) |
Sebastian Böhne (1893) |
½ : ½ |
Manfred Strzeletz (1671) |
Claudia Münstermann (1717) |
1 : 0 |
Baatarjav Sundui (1550) |
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6½ : 3½ |
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Das Eröffnungsgeschehen gestaltete sich sehr vielfältig, von verhalten bis lebhaft oder gar wüst. Letzteres Extrem verweist auf die beiden zu bestaunenden Königsgambits an den Brettern 2 und 9. Hier und an Brett 8, an dem sich Alexander zügig einen erheblichen Positionsvorteil erspielt hatte, rechnete ich auch mit den ersten Entscheidungen, doch es kam anders …
Als erstes vermeldete „Commandante“ Cord an Brett 4 ein „leistungsgerechtes Remis“, während Martin an Brett 6 mit zwei Mehrbauern und aktiver Stellung dem Gewinn schon recht nahe war. Eine Weile ging es noch taktisch zur Sache bevor Martins Gegner wegen Figurenverlusts die Waffen streckte.
Anschließend dauerte es eine Weile bis dann tatsächlich Alexander im Doppelturmendspiel den Sack zumachte: Beim Versuch seines wacker kämpfenden, jungen Gegners, Alexanders Freibauern mit Unterstützung des Königs aufzuhalten, geriet selbiger in ein Mattnetz.
Die zwischenzeitliche 2,5:0,5-Führung war beruhigend angesichts des Geschehens an den verbliebenen Brettern: Kai-Gerrits mutiger Angriff (Brett 2) war versandet und die zwei Minusbauern schienen nicht mehr kompensierbar. An Brett 5 hatte Josef die unbequemere Stellung in einem Schwerfigurenendspiel. Am verheißungsvollsten noch der zunehmende Raumgewinn von Claudia an Brett 10, während die Stellungen auf den übrigen Brettern indifferent bis remisträchtig aussahen.
An Brett 9 hatte sich Sebastian (mit Schwarz) noch in der Eröffnung für eine positionelle Fortsetzung entschlossen, obwohl der Gegner die Rochademöglichkeit eingebüßt und gewisse Entwicklungsschwierigkeiten hatte. „Die Ungenauigkeiten passierten aber dann später“ resümierte Sebastian, der ins Remis einwilligen musste, nachdem sich seine Dame den Nachstellungen durch einen Turm des Gegners nicht mehr zu entziehen vermochte. Josef konnte sein nachteiliges Endspiel remis halten und Claudia ihren Vorteil mit einem erfolgreichen Mattangriff in einen Sieg ummünzen: Mit 4,5:1,5 in Führung liegend, war man dem Mannschaftserfolg nun doch schon sehr nahe.
Zum Ärger seines Gegners gelang es Kai-Gerrit „irgendwie“, die Qualität zu gewinnen und damit einen halben Punkt zu retten, bevor die Spandauer am 1. Brett ihren einzigen vollen Punkt verbuchen konnten: Ingo hatte zu Lasten seiner Königsstellung einen Bauern gewonnen. Kurz darauf kam ein zweiter hinzu, wobei dies wohl damit einherging, dass Ingo eine Qualität ins Geschäft steckte. Im weiteren Verlauf gelangte er jedoch „auf die schiefe Bahn“, wie er es selber ausdrückte. Der Gegner spielte gegen den König und im Verlauf einer Zugfolge offenbarte sich eine von beiden nicht vorhergesehene Möglichkeit, die Ingos Niederlage besiegelte. Neuer Zwischenstand: 5:3.
Auch Heinz (Brett 3) hatte sich in fortgeschrittenem Partiestadium zu zweischneidigem Spiel mit höherem Risiko, aber eben auch größeren Gewinnaussichten entschieden und wurde am Ende mit dem vollen Punkt belohnt: Das taktische Partiefinale begeisterte eine Reihe von Kiebizen.
Damit war der Kampf nach etwa 3,5 Stunden Spielzeit entschieden, doch Martin (Brett 7) und sein Gegner dachten nicht daran, das zu diesem Zeitpunkt zäh und ausgeglichen erscheinende Endspiel „vorzeitig“ zu beenden, sondern fabrizierten stattdessen eine „Seeschlange“, in deren Verlauf Martin Gewinnchancen suchte (und wohl auch hatte), gegen Ende aber froh sein konnte, einen halben Punkt zum 6,5:3,5-Endstand zu retten.
Sebastian Lawrenz (rechts) vs. Martin Sechting: Von Beginn an hoch konzentriert: Einmal mehr zeichnete sich Martin durch eine bemerkenswert kämpferische Einstellung und Spielweise aus.
Die Einzelergebnisse und ein Kurzbericht vom 7,5-2,5-Erfolg der BSG Eckbauer gegen die Schachfreunde Siemensstadt sind auf der Homepage der Siemensstädter nachzulesen.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass sich auf der Internetseite des SC Zitadelle Spandau 1977 e. V. auch noch ein Kurzbericht zu diesem Mannschaftskampf finden lässt. Vielleicht wurde auf dessen Erwähnung in dem vorstehenden Beitrag aber ganz bewusst verzichtet, weil der Bericht nicht sonderlich informativ ist. Ergänzend hätte man zur Ehrenrettung unserer Gegner noch anführen können, dass diese nach der Punkteerwartung an den einzelnen Brettern rein rechnerisch insgesamt nur 3,09 Punkte hätten holen dürfen, mithin das 3,5:6,5 aus ihrer Sicht als Erfolg gewertet werden kann.
Durchaus interessant für uns dürfte dagegen ein anderer Beitrag auf der Internetseite unseres Gegners sein, offenbart er doch schließlich den wahren Grund für unseren Zweitrundensieg im Westpokal. Unter dem Titel „Wir sind die letzten von der alten Zitadelle“ wird dort nämlich das Kampflied des Vereins für die neue Saison vorgestellt. Darin heißt es unter anderem: „Wir werden siegen ODER untergehn“ (Hervorhebung durch Großbuchstaben ebenso wie beim nachfolgenden Zitat durch den Verfasser dieses Kommentars).
Dazu lässt sich nur sagen: Selbst schuld, wenn schon das eigene Kampflied eine solche Unbeständigkeit propagiert! Da erscheint es doch allzu naheliegend, dass der Mannschaftskampf gegen uns zwingend seinen Verlauf in Richtung der zweiten der beiden genannten Möglichkeiten nehmen musste – denn das Weisse-Dame-Lied lässt insoweit bekanntlich keinerlei Raum für irgendwelche Spekulationen: „Die Weisse Dame wird NICHT untergeh’n!“ 😉