Seit etlichen Jahren wird die Deutsche Amateurmeisterschaft (DSAM) ausgetragen. Am Vorrundenturnier in Kassel vom 23.03.-25-05.2018 nahmen drei Mitglieder unseres Vereins sowie einige weitere Spielerinnen und Spieler aus Berlin und Umgebung teil.
Es folgt ein kurzer Überblick über den Turniermodus, anschließend ein Bericht zum Turnierverlauf aus der Perspektive der Vertreter unseres Vereins und zum Schluss einige bemerkenswerte Details aus der Historie, die der Autor mehr oder weniger zufällig ausgegraben hat.
Das Besondere an der DSAM: Es wird in verschiedenen Wertungsgruppen gespielt, so dass man von Anfang an auf etwa gleich starke Gegner trifft. In den Vorrundenturnieren werden die Finalteilnehmer ermittelt und im Finalturnier für jede Wertungsgruppe separat die Titel „Deutscher Schach-Amateurmeister“ und „Deutsche Frauen-Schach-Amateurmeisterin“ vergeben. Waren es zu Beginn des Wettbewerbs in der Saison 2001/2002 noch 5 Vorrundenturniere und 5 Wertungsgruppen, so werden in der laufenden Saison erstmals 7 Vorrundenturniere mit zum zweiten mal 7 Wertungsgruppen ausgetragen; ein sichtbarer Ausdruck dafür, dass sich das Turnier ungebrochener, ja zunehmender Beliebtheit erfreut.
Mit einer TWZ größer als 2300 gilt man übrigens laut Ausschreibung nicht mehr als Amateur, obwohl bekanntlich selbst die meisten Großmeister keine „Profis“ sind, geschweige denn von ihrem Sport leben können.
Eine weitere Besonderheit ist, dass die Wertungsgruppen hinsichtlich der Preisvergabe gleichgestellt sind, es sich also nicht bloß um Ratinggruppen handelt. Freunde von Städtereisen – vielleicht sind viele Teilnehmer das ja per se – sind hier allerdings klar im Vorteil: Bei den jeweils ersten 3 Preisen einer Gruppe handelt es sich um Übernachtungsgutscheine für Hotels der das Turnier gemeinsam mit dem Deutschen Schachbund (DSB) austragenden Hotelkette.
Wer mehr über die DSAM erfahren möchte, klickt sich am besten durch die zugehörige, eigenständige Internetseite des DSB.
Hier nun der Bericht unseres Vereinsmitglieds Martin Sechting, der es sehr angenehm fand, nicht die einzige „Weisse Dame“ in Kassel zu sein:
„In Kassel nahmen drei Spieler unseres Vereins teil: Manfred Lenhardt, Philipp Stährfeldt und ich. Am Freitag fanden die ersten beiden Runden statt. Während Philipp in der C-Gruppe (TWZ 1751-1900) mit Sieg und Niederlage noch halbwegs gut gestartet war, erlebten Manfred und ich in der B-Gruppe (TWZ 1901-2100) einen bitteren Freitag: Ich musste wie beim ersten Vorrundenturnier in Runde 1 schon wieder um das Remis kämpfen, und nach dem Remis verlor ich nachmittags die zweite Partie. Noch schlimmer erging es Manfred, der beide Partien verlor. Finale ade! Ich hoffte noch auf eine Aufholjagd.
Philipp spielte am Samstag zweimal remis, am Sonntag gewann er, erzielte damit 3 aus 5 (21. von 61), aber für das Finale reichte das nicht.
Manfred und ich konnten am Samstag früh gewinnen und besichtigten anschließend die Innenstadt. Nachmittags musste Manfred leider am Ende erneut eine Niederlage hinnehmen, während ich auch nachmittags gewann. Dabei spielte ich allerdings alles andere als souverän.
Am Sonntag konnte Manfred noch einen klaren Sieg einfahren. Das mit 2 aus 5 (42. von 54) für ihn schlechte Turnier ist m.E. aber nur ein Ausrutscher, weil er auch in diesem Jahr wieder viele Turniere spielt und dort schon Erfolge verbuchen konnte.
Ich musste nun am Sonntag gegen einen starken Gegner auf Sieg spielen, um die theoretischen Finalchancen zu wahren. Nach zum Teil merkwürdigen Fehlern beiderseits konnte ich tatsächlich gewinnen.
Mit 3 aus 3 in Serie ist mir damit eine am Freitagabend noch undenkbare Aufholjagd gelungen, aufgrund der Buchholzwertung reichten die insgesamt 3,5 aus 5 aber nur zum geteilten 11.Platz. Immerhin: Meine Formkurve steigt weiter an, während bei Manfred die nächsten Turniere sicherlich wieder erfolgreich sein werden.
Wer in diesem Jahr noch Deutscher Amateurschachmeister werden will, der muss sich schnellstens für das letzte Qualifikationsturnier in München (27.-29.4.) anmelden, somit eine lange Reise einplanen und dort auch noch gut Schach spielen, um sich als einer der besten sieben in seiner Leistungsgruppe für das Finale in Leipzig zu qualifizieren.
Ich freue mich indessen auf die letzte BMM-Runde und werde bis dahin sicherlich noch viel analysiert haben …“
Anmerkungen: Manchmal reicht auch schon ein 8. oder 9. Platz, wenn sich Spieler mehrfach qualifiziert haben oder nicht am Finale teilnehmen und dann nachgerückt wird. Weiter qualifiziert sich die jeweils beste Dame einer Wertungsgruppe für das Finale, selbst wenn sie nicht unter den besten sieben ist. In der C-Gruppe gelang dies der Berlinerin Cecilia Lange von der TSG Oberschöneweide.
Erster Amateurmeister der C-Gruppe überhaupt wurde 2002 übrigens Stefan Frübing (damals SV Glück auf Rüdersdorf, heute SK König Tegel und IM).
Ein „Mann der 1. Stunde“ war auch Olaf Ritz (damals SV Königsjäger Süd-West, heute Tempelhofer SV Mariendorf 1897), der im Herbst 2001 eine Reise quer durch die Republik auf sich nahm, um in Brühl bei Köln in der B-Gruppe des allerersten Vorrundenturniers überhaupt mitzuspielten und sich anschließend gleich einmal mit einem umfangreichen Teilnehmerbericht in die Annalen einschrieb. Ein Dramaturgie bietender Anlass war durchaus vorhanden: Am Ende lagen 9 Spieler mit 4 Punkten vorne, als Siebter verpasste Olaf jedoch das Finale (weil sich damals nur die ersten 5 qualifizierten).
Im Finale der E-Gruppe 2007 wurde unser Vereinsmitglied Johannes Stöckel (damals SV Oberursel) Zehnter – und Elisa Silz (damals USC Viadrina Frankfurt/Oder, heute SV Empor Berlin) als Gesamt-Vierte Amateurmeisterin.