Kurioses vom Räuberschach

Nachtrag zum 1. WeDa-Internet-„Räuberschach“-Turnier vom 14.04.2020

Gerade wegen seiner unzähligen möglichen Stellungen gilt Schach als eines der komplexesten Brettspiele der Welt. Laut Wikipedia können bereits nach zwei Zügen 72.084 verschiedene Stellungen entstehen und allein für die ersten 40 Züge einer Partie wird die unvorstellbar große Anzahl von 10115 bis 10120 möglichen Spielverläufen vermutet. Folglich kommt es auch nur äußerst selten vor, dass zwei Turnierpartien von der Grundstellung bis zum Partieende vollkommen identische Zugfolgen aufweisen.

Ganz anders offenbar beim Räuberschach: Beim 1. WeDa-Internet-„Räuberschach“-Turnier hatte ich jeweils mit Schwarz siegreich viermal zumindest nahezu exakt, nämlich bis auf die letzten drei Züge, die gleiche Partie gespielt. Zweimal davon sogar gegen denselben Gegner, nämlich den späteren Turniersieger „jka“ (Josef Gelman); aus Fehlern wird offenbar auch der geübte Schachspieler nicht immer klug! 😉 Das Kuriosum mit den (nahezu) identischen Zugfolgen relativiert sich dann allerdings doch ein wenig, wenn man berücksichtigt, dass eine Wahlmöglichkeit für Weiß jeweils nur bei vier der 15 bzw. 17 Züge bestand, da alle übrigen Züge durch eine alleinige Schlagmöglichkeit vorgegeben waren …

 

Anmerkung vorab: Die Darstellung einer Räuberschachpartie ist auf dieser Webseite nur bedingt möglich, weil das verwendete Schach-Plugin die Schachvariante Räuberschach mit ihren vom gewöhnlichen Schach abweichenden Regeln nicht unterstützt. Die beiden Könige befanden sich jeweils in der Grundstellung wie beim gewöhnlichen Schach auf den grün markierten Feldern e1 und e8 und verblieben dort bis zum Partieende (weißer König) bzw. bis zum Schlagen des schwarzen Königs im 4. Zug von Weiß. Die beiden Könige auf den rot markierten Feldern tragen lediglich dem Umstand Rechnung, dass das Schach-Plugin regelwidrige Züge ebenso wenig zulässt wie Partien ohne Könige. Sie sind daher für das Nachspielen der Räuberschachpartien wegzudenken, sodass es sich bei den rot markierten Feldern die gesamte Partie über um freie Felder handelte. Kurioserweise ist die Stellung mit dem weißen König auf a4 und dem schwarzen König auf c5 die einzige Ausgangsstellung, mit welcher sich die Räuberschachpartie auf diese Weise mit nach dem gewöhnlichen Schach regelgerechten Zügen wie gewünscht bis zum 14. Zug von Schwarz darstellen lässt!

 

 

 

Hier folgte nun soweit zu den geringfügigen Abweichungen untereinander in den vier einzelnen Partien:
1. Partie („jka“ – „MrXY71″): 15.Sxg6 mit unmittelbar darauf erfolgter Aufgabe 0-1
2. Partie („Gamma1398“ „MrXY71“): 15.Sxg6 h5 16.Dxc7 h4 17.Sxh4 0-1
3. Partie („CHAMPION-MT“ „MrXY71“): 15.Dxc7 h5 16.Sxg6 h4 17.Sxh4 0-1
4. Partie („jka“ „MrXY71“): 15.Sxg6 h5 16.Dxc7 h4 17.Sxh4 0-1 (also exakt wie schon bei Nr. 2!)

Hatte ich für die erste der vier Partien insgesamt noch 2:50 Minuten an Bedenkzeit verbraucht, waren es für die übrigen drei nur noch 36, 32 bzw. 38 Sekunden (das Inkrement von zwei Sekunden pro Zug ist jeweils eingerechnet). Bedenkt man, dass Weiß in der zuletzt abgebildeten Stellung mit 15.Sxg6 und 15.Dxc7 jeweils zwei Schlagmöglichkeiten zur Verfügung standen, was mit Ausnahme der vorzeitigen Aufgabe in der 2. Partie die Abweichungen zwischen den Partien erst ermöglichte, so lässt sich 14…g6 als Schönheitsfehler bezeichnen: Umgekehrt zunächst 14…h5 und auf das darauf erzwungene 15.Dxc7 erst dann 15…g6 mit der Folge 16.Sxg6 h4 17.Sxh4 hätte Weiß keine Wahl gelassen!