SC Kreuzberg gegen Weisse Dame und das Mysterium des 13. Zuges
Bericht von Hans-Joachim Waldmann
Das Schicksal benachteiligte uns von vornherein: Unser Spitzenspieler Hendrik Möller konnte nicht mitspielen, da er als Betreuer zur Weltmeisterschaft U12 beordert worden war. Dennoch fand der Oberliga-Wettkampf statt, und der SC Kreuzberg konnte seine nahezu bestmögliche Mannschaft aufbieten. Auf unserer Seite trat Ruprecht leicht geschwächt durch seine nächtliche Rückreise aus dem Rheinland an, und Kai stellte klar, dass er krankheitsbedingt nur ein Remis anstreben könne.
Nach gut einer Stunde zeigte sich, dass es ein sehr schwieriger Kampf werden würde. Ingo hatte als Weißspieler Schwierigkeiten, gegen eine selten gespielte Eröffnung Figurenentwicklung und Königssicherheit zu realisieren, Ruprecht laborierte an positionellen Problemen, nämlich an der Kombination aus einem schlechten Läufer und einem schwachen Bauernkomplex. Fünf weitere Partien wiesen ungefähr ausgeglichene Stellungen auf, wobei vier Partien ruhig verliefen, Heinz sich jedoch in einer scharfen Abzweigung der Drachenvariante befand. Ich hatte mit Weiß eine halbe Stunde Vorsprung an Bedenkzeit und einen Bauern mehr für nichts – dachte ich. Mein junger Gegner reklamierte hingegen nach der Partie positionelle Kompensation nach einem theoretisch empfohlenen aggressiven Vorstoß. In der Anfangsphase ging mir durch den Kopf, dass ich nach solch einem Partiestart bisher noch meistens verloren hatte und dass ich diese Bilanz nicht dem Zufall zuschreibe. Unter diesen Vorzeichen musste ich – wie so oft – genau im 13. Zug eine wegweisende strategische Entscheidung treffen. Wieso immer gerade im 13. Zug? Ich entschied mich suboptimal für einen geschlossenen Stellungstyp. Danach ging es mit meiner Partie allmählich bergab.
Am Ende hatte Kai souverän remisiert, Ruprecht und Ingo folgerichtig verloren, Heinz unterlag nach kompliziertem Kampf. Franko nutzte zwei taktische Fehler seines Gegners aus und gewann, außerdem siegte Thorsten, der das nicht besonders zielorientierte Vorgehen seines Gegners im Endspiel bestrafte. Ralf hatte ein ausgeglichenes Endspiel wegen des Mannschaftsstands verschärft, geriet schließlich selbst in Gefahr und verpasste zum Schluss die mögliche Rettung. Meine eigene Partie ging übrigens – wie angedeutet für mich nicht besonders überraschend – nach mehreren taktischen Fehlern meinerseits noch vor den anderen Partien verloren.
Fazit: Wir waren an diesem Tag in der oberen Mannschaftshälfte zu schwach. Da tröstet es auch nicht, dass die Schachmaschinen in der nachträglichen Analyse meine Stellungseinschätzung bestätigen: Mit dem richtigen 13. Zug wäre es ein Mehrbauer für nichts geblieben.
Abschließend nochmals die Einzelergebnisse:
SC Kreuzberg 1 – Weisse Dame 1
Waldmann – Glantz 0 : 1
Pfeffer – Thesing 0 : 1
Dr. Abraham – Lerch 0 : 1
Uhl – Moritz 0 : 1
Venske – Lehmann ½ : ½
Mohrmann – Glienke 0 : 1
Mahn – Dr. Ellers 1 : 0
Groß – Dyballa 1 : 0