Ich liebe Zahlen – aber nicht immer interessiere ich mich für sie. Ich habe zum Beispiel keine Ahnung, welche Chancen und Risiken, akkurat ausgedrückt in Prozent mit einer Stelle hinter dem Komma, die Saisonsimulation des Liga-Orakels unseren 8 Mannschaften hinsichtlich Auf- und Abstieg prophezeit hatte. Das hat natürlich Gründe: Die Treffsicherheit einer Simulation kann maximal so gut sein wie die Daten, mit der sie gefüttert wird. Und diesbezüglich wurde für die laufende Saison bereits festgestellt, dass der für die Staffeleinteilung herangezogene DWZ-Schnitt der ersten acht gemeldeten Spieler deutlich über dem der tatsächlichen Aufstellungen liegen kann.
Nichtsdestotrotz werden wir am Vorabend der 7. BMM-Runde genussvoll in den aktuellen Zahlen wühlen und schwelgen, verspricht doch das Orakel, den bisherigen Saisonverlauf in seinen aktuellen Prognosen zu berücksichtigen – und es gibt ja auch noch die Statistik des BMM-Skripts… Angemerkt sei hier zuvor immerhin noch, dass die Austarierung der Mannschaften vor und während der Saison bzgl. sportlichen Zielen, Spielbereitschaft und Vorlieben einzelner Spieler stets eine kniffelige Aufgabe darstellt, gegen die sich die Beschäftigung mit nackten Zahlen wie belangloses Fischen im Trüben ausnimmt, nichtsdestotrotz.
Geht es nach den Abstiegswahrscheinlichkeiten des Orakels, dann muss sich keine Mannschaft ernsthaft um den Klassenerhalt sorgen, wir schwelgen: ZWEITE: 0,1%, VIERTE: 4,7% (beide so gut wie sicher), ERSTE: 9,4%, DRITTE: 9,6%, SECHSTE: 13,1% (da sollte eigentlich nichts anbrennen), tja, eigentlich: Die Chronisten erinnern sich: Vor ein paar Jahren wies die DRITTE (wir wühlen) einmal einen ähnlich guten Wert auf – und stieg am Ende ab! Weiter spiegeln die Zahlen im Skript recht gut das Empfinden wider, dass die DRITTE bisher ärgerlicher- und unglücklicherweise den einen oder anderen Mannschaftspunkt hat liegen lassen: Es wurden gerundet 2 Brettpunkte weniger erzielt als der Erwartungswert und die Leistung lag um 65 DWZ-Punkte unter dem aufgebotenen Schnitt. Mit diesen Werten ist die DRITTE im Moment mit Abstand das Schlusslicht aller Mannschaften. Dass in den verbleibenden 3 Runden gut aufgestellt und gekämpft werden muss, dazu bedürfte es dieser Zahlen freilich wohl nicht…
Am anderen Ende der Skala findet sich, lässt man die in dieser Form eher ungeeigneten Zahlen für die SIEBTE einmal außer Acht, die ERSTE, die damit ihrem Selbstverständnis, das Aushängeschild des Vereins zu sein, Ausdruck verleiht. Die Performance: 3 Brettpunkte über Erwartung (3 BP üE), 58 DWZ-Punkte über Schnitt (58 DWZ üS). Maßgeblich dazu beigetragen hat das beinahe sensationell zu nennende 4:4 in der 5. Runde, resultierend aus acht Remispartien, gegen die 1. Mannschaft des SC Kreuzberg, waren die Kreuzberger doch im Schnitt um 100 Elo-Punkte besser besetzt. In der 6. Runde gegen die ebenfalls favorisierte Mannschaft von Rotation wurde knapp mit 3,5:4,5 verloren.
Ähnlich erfolgreich agierte bisher die als Abstiegskandidat angetretenen ZWEITE (4 BP üE, 46 DWZ üS), die damit hervorragend der (inoffiziellen) Vereinsräson folgt, wonach sie keinesfalls absteigen soll bzw. durch den Klassenerhalt den per Protest erreichten Aufstieg in die Landesliga nachträglich rechtfertigen muss.
Eine wechselhafte, unter dem Strich dann wieder erwartungsgemäße Saison verlebte bisher die VIERTE (1 BP üE, 22 DWZ uS). Man beachte: „u“ steht für „unter“ und ist kein Druckfehler. Das BMM-Skript will uns also weismachen, dass es einer Mannschaft möglich ist, mehr Brettpunkte zu erzielen als es dem Erwartungswert entspricht, obwohl die über alle Partien gemittelte Leistung niedriger ist als der über die Partien gemittelte DWZ-Schnitt der Spieler. Das kann per definitionem eigentlich nicht sein. Des Rätsels Lösung dürfte darin liegen, dass in die Berechnung auch die Ergebnisse von Spielern einfließen, die 0 Punkte erzielt haben. Da die Ermittlung einer realen Leistung in so einem Fall aber unmöglich ist, sondern stattdessen nicht mit realen, sondern definierten (fiktiven) Werten gerechnet wird, kann es offensichtlich zu Widersprüchen kommen. Das Ganze „funktioniert“ übrigens auch in der anderen Richtung: Den einmaligen und erfolgreichen Einsatz eines einfachen Mitglieds in der ERSTEN bewertet das BMM-Skript als Groß-meisterliche Leistung mit 2662 DWZ!
Solchermaßen aufgeklärt, kann nun also Linderung erfahren, wer sich angesichts der bislang mutmaßlich desaströsen Leistung der DRITTEN vor Pein gewunden oder sich gewundert hat, warum mit eben dieser Leistung „nur“ 2 Brettpunkte weniger erzielt wurden, als zu erwarten waren, denn gleich vier Spieler der DRITTEN (darunter 2 Ersatzspieler aus der VIERTEN) sind bislang ohne Punkt geblieben. Es besteht also wirklich berechtigte Hoffnung, vertrauen wir dem Orakel!
Die SECHSTE spielte bislang nur knapp über ihrem (statischen) DWZ-Niveau zum Zeitpunkt der Mannschaftsmeldungen. Bzgl. der Jugendlichen war hier der eine oder andere stattdessen von weiteren Leistungssteigerungen ausgegangen. Stützen der Mannschaft sind vier der Jugendlichen aber durch ihre Zuverlässigkeit: Sie sind die einzigen, die bisher 5 oder 6 Mal für die SECHSTE gespielt haben, und einer davon spielte bereitwillig und erfolgreich auch schon für die FÜNFTE.
Womit wir im Kreis derjenigen Mannschaften angelangt sind, die höhergesteckte Ziele anvisieren können. Erstaunlicherweise reichte der FÜNFTEN eine erwartungsgemäße Leistung, um die Tabellenspitze ihrer Staffel zu zieren. Geschuldet ist dies freilich auch den wechselhaften Leistungen der Konkurrenz. Auf satte fast 90% beziffert das Orakel die Aufstiegswahrscheinlichkeit der FÜNFTEN derzeit, was man nach der jüngsten Niederlage allerdings mit dem gleichen Argwohn betrachten möchte wie die vermeintliche Sorgenfreiheit der DRITTEN.
Geradezu „ernüchternd“ nimmt sich dagegen die Prognose der Aufstiegswahrscheinlichkeit für die Überfliegerinnen der SIEBTEN aus, jedenfalls für diejenigen, die einen Aufstieg bereits als „Selbstläufer“ betrachtet hatten: Nach der ersten Saisonniederlage sieht das Orakel „nur“ noch eine fifty-fifty Chance, genauer gesagt 52,6%, wartet doch in der 7. Runde der möglicherweise stärkste Gegner. An den famosen Leistungen der Mädchen ändert das aber nichts. Mit zumeist erfreulich unbeschwertem und selbstbewusstem Auftreten wurden in Zahlen ausgedrückt im Schnitt 1300 DWZ auf die Bretter gebracht, bei nominal 1200 DWZ an den ersten beiden Brettern und im Schnitt 1000 DWZ an allen folgenden (aktiven) Brettern zum Zeitpunkt der Meldung vor einem halben Jahr.
Nicht so spektakulär, aber durchaus erfreulich gestaltet sich die Saison für die ACHTE, die sich mit 1,5 Brettpunkten über Soll und positivem Punktekonto in der Mitte der Tabelle etabliert hat. Ein engagierter Stamm aus älteren Spielern und Jugendlichen sorgt zudem für eine zuverlässige Besetzung der Bretter, ein deutlicher Fortschritt gegenüber den Erfahrungen in der Vorsaison.
Überhaupt darf sich die ACHTE getrost als „Hans im Glück“ unter den Mannschaften betrachten. Denn während alle anderen nun von Runde zu Runde bangen werden, bis es schließlich heißt „alea iacta sunt“ (für alle Nicht-Lateiner und Dinosaurier: „die Würfel sind gefallen“), und wir wissen, was die Aussagen des Orakels wert waren, sind selbige für die 4. Klasse unumstößlich: Kein Absteiger, zu 100% … Und falls es mit dem Aufstieg der SIEBTEN nicht klappen sollte, werden wir bei der Meldung für die nächste Saison das Kreuz ganz bestimmt an der richtigen Stelle machen…