Mit dem diesjährigen Westpokalgewinn konnte die WEISSE DAME (erneut) mit Eckbauer gleichziehen in der Gesamtstatistik des Wettbewerbs; beide Vereine haben nunmehr 11 Pokalgewinne (zur Chronik) aufzuweisen. Hier nun ein paar Schlaglichter auf den Wettkampf, seine Begleitumstände und Begleiterscheinungen (es berichtet Johannes Stöckel):
Er hatte auf mögliche Auswirkungen der Hitze hingewiesen, dann stellte er selbst bereits im 4. Zug durch einen kapitalen Eröffnungsfehler eine Figur ein. Der am 10. Brett spielende Externe Spielleiter blickte sich verstohlen um: Zum Glück schien niemand das Malheur bemerkt zu haben, alle waren mit ihren eigenen Eröffnungen beschäftigt. Also unverdrossen weiterspielen, um eine demoralisierende Wirkung zu vermeiden oder möglichst lange hinauszuschieben. Und tatsächlich gelang es, auch dank mancher Inkonsequenz des Gegners, die Partie bis über die 3. Stunde hinaus hinzuschleppen.
Zu diesem Zeitpunkt führten wir sogar 1:0, denn auch die Partie am 9. Brett wurde schnell durch einen schweren Fehler entschieden: Thomas Kögler hatte forsch angegriffen und wurde dafür belohnt: Nach einem Schachgebot stellte sein Gegner seinen König auf das „falsche“ Feld und aus war’s. Am 8. Brett konnte Wolfgang Busse Remis halten, da sein Gegner seine positionellen Vorteile im Endspiel nicht zum Gewinn zu verwerten vermochte. Unter dem Strich waren wir damit im Soll des Matchplans: „Vopuhiha“: Vorne punkten, hinten halten.
Leider klappte es mit dem Punkten vorne erstmal gar nicht: Etwas überraschend musste Heinz Uhl am 1. Brett die Segel streichen und damit, gemünzt auf 1. und 10. Brett galt nunmehr „Vonihini“: Vorne nix, hinten nix, insgesamt ein 1,5:2,5-Rückstand. Eine kritische Situation. An den anderen Brettern schien noch alles möglich und Eckbauer genügte ein 5:5 zur Titelverteidigung.
Dann brachte uns Stefan Brehm durch seinen Sieg am 7. Brett wieder heran: Das Qualitätsopfer des Gegners erwies sich als nicht nachhaltig und als dieser gezwungen war, seine verbliebene Leichtfigur gegen Stefans Freibauer zu opfern, war die Partie vorbei. Kai-Gerrit am 2. Brett hingegen hatte zwischenzeitlich zwar Siegchancen für sich gesehen, musste sich aber im Turmendspiel mit einem Remis begnügen. In der Momentaufnahme also eine Umkehr des Matchplans, nämlich nunmehr „Vohahipu“: Vorne halten, hinten punkten. Beim Stand von 3:3 blieb es äußerst spannend.
Die „Asse“ stachen dann aber doch noch: In einer nennen wir es mal chaotischen Partie am 5. Brett stellte Martin Sechting mit seinem Sieg (dem 3. im diesjährigen Westpokal!) die Weichen auf Titelgewinn. Er selbst schreibt: „Die Hitzeproblematik sollte eine Erklärung sein, warum mein Gegner, Frank König, und ich reihenweise schlechte Züge spielten. Ich spielte mit Weiß gegen die Moderne Verteidigung, doch statt solide auf Positionsvorteile zu spielen, opferte ich eine Figur. Beide Spieler „fanden“ häufig schlechte Züge.“ Martins Analyse zufolge ließ sein Gegner gleich mehrfach Züge aus, die Materialgewinn oder Matt zur Folge gehabt hätten. Stattdessen gewann Martin im Endspiel, auch dank seines Optimismus und mentaler Stärke, so seine Einschätzung. Im Nachklang entlud sich die Hitze dann sogar noch in folgendem „Geistesblitz“: „Mentale Stärke hilft natürlich nicht, wenn man matt gesetzt wird.“ Cord Wischhöfer wiederum zog es vor, es direkt auf dem (4.) Brett krachen zu lassen. Im Endspiel Springer (Cord) gegen Läufer erspielte er sich entscheidenden Vorteil, musste dafür aber voraussehen, dass seine Königsstellung gut genug war, um ganz am Ende mit Dame gegen König und Randbauer vor Umwandlungsfeld ein Matt erzwingen zu können, Hut ab!
Beim Stand von 5:3 für uns war die Entscheidung damit praktisch gefallen, denn Sebastian Böhne konnte mit Mehrfigur – so komfortabel hatte das lange nicht ausgesehen – am 6. Brett praktisch nicht mehr verlieren. Als ihn die Kunde erreichte, hatte er gerade einen erneuten Gewinnversuch gegen die Festung seines Gegners eingeleitet, bot dann aber zur Erlösung aller Remis an. Den Schlusspunkt zum 6:4 setzte schließlich Ralf Mohrmann, der am 3. Brett nach langem Kampf im Endspiel etwas besser zu stehen schien, schließlich aber doch ins Remis abwickelte.
Fazit: Kompliment an die Eckbauern, die den Wettkampf gegen eine starke Mannschaft von Weisse Dame lange Zeit offen gestalten konnten. Die Bewertung der Hitzeschlacht wurde – u.a. von den anwesenden Kiebitzen – in unterschiedliche Worte gefasst: Es seien „interessante“ Partien gewesen (sehr diplomatisch – und absolut zutreffend), doch auch von einem Fall verbaler Enthemmung ist zu berichten: „Habe ich EINE gute Partie gesehen?“ Nun gut, zur Abkühlung der Gemüter legen wir über den Namen des Urhebers den gnädigen Mantel des Schweigens …
Vielleicht noch aus meiner Sicht die folgenden Anmerkungen:
– Dank allen gastgebenden Vereinen, in der letzen Runde der Zitadelle Spandau!
– Dank an die SF Siemenstadt, die wie gehabt die Initiative bei der Organisation des Turniers übernommen hatten!
– Dank allen Spielern für die faire Durchführung des Turniers!
– Dank den Spielern und den Mannschaftsführern der Weissen Dame, die nach der letztrundlichen Hitzeschlacht in Spandau und nach der Pokalübergabe an den MF Ralf Mohrmann auch noch die Kraft fanden, kurz die Hymne des Vereins erklingen zu lassen!
Auf ein nächstes Mal 2020. Es wird wieder Spaß machen!
Aber eins, aber eins…
Cord