BMM 2018/19 – 1. Runde: +4 =0 -2: Gelungener Auftakt (2. Aktualisierung: Bericht der ZWEITEN)

Nach der DRITTEN hat auch die ZWEITE einen ausführlichen Bericht zum – hier nicht so gelungenen – Saisonauftakt geschrieben.


ZWEITE: Fehlstart in der Stadtliga

Bericht von Stefan Prange

Leider ist der Saisonstart mit 3,5:4,5 in die Hose gegangen, obwohl unser Gegener Zitadelle II unerwartet mit zahlreichen Ersatzspielern antrat. Der daraus resultierenden Favoritenrolle konnten wir aber zu keiner Zeit gerecht werden.

Sehr schnell war die Partie an Brett 3 entschieden. Alexander hat ein typisches Motiv, jedoch in dieser Stellung auch sehr überraschend, übersehen:

Nofal – Kysucan (1) – Hier war noch alles in Ordnung.

1)…bxc5? ist zu gefräßig, nach 1) …. e6 wäre alles noch offen gewesen, aber so: 2.e6! fxe6 3.Lxc6 Lxc6 4.Se5 Le4 5.Da4 Lc6 6.Sxc6 dxc6

Nofal – Kysucan (2) – So will man als Schwarzer nicht stehen

Das Leiden von Alexander war auch nicht mehr von langer Dauer – 0:1

An Brett 7 hat Minh auch sehr schnell verloren, sein gefesselter Springer auf f6 wurde Opfer eines Bauern auf e5, so dass es früh schon 0:2 stand.

Josef hatte in der Eröffnung einen Bauern eingestellt und ich hatte wenig Hoffnung. Aber dann hat er Kämpferqualitäten gezeigt, gewann den Bauern zurück und die Partie endete Remis: 0,5:2,5

Kurze Zeit später folgte in einer etwa ausgeglichener Stellung das Remis an Brett 6 von Nam: 1,0:3,0

Auch Thorsten musste an Brett 4 in das Remis (durch Dauerschach) einwilligen, nachdem er zuvor eine gewinnträchtige Stellung mit Mehrqualität nicht verwerten konnte: 1,5:3,5

An Brett 2 konnte ich (Stefan) aus der Eröffnung heraus meinen Vorteil festhalten und letztendlich auch verwerten: 2,5:3,5

An Brett 7 hat Erwin in Zeitnot ein sehr interessantes Figurenopfer gespielt – siehe dazu der nachfolgende Partieauszug mit Kommentierung von Erwin. Leider war es nicht von Erfolg gekrönt: 4,5:2,5.

Weber – Bender (1) – Stellung nach 26…Ta5

„Der nächste Zug sieht schön aus… reicht aber leider nicht zum Gewinn. Der Mannschaftskampf sah aber auch nicht besonders gut aus, so dass ich unbedingt gewinnen wollte. Dabei wurde meine Zeit immer knapper. 27.Ld7 Dxd7 28.e6 Db5! 29.dxc5+ Lf6 30.Lxf6+ Txf6 31.De5 Dc6 32.cxb6 Dxb6+ 33.Kh1 Tc5 34.Tb1 Tb5

Weber – Bender (2) – Stellung nach 34…Tb5

35.Tbc1?? Der Verlustzug. Nach 35. Txb5 Dxb5 36. 36 Tc1 hat Weiß genug Gegenspiel für die geopferte Figur 35…Dxe6 36.Tc7+ Kh6 und Schwarz verwertete die Mehrfigur.“

Martin an Brett 1 hat eine interessante Partie gespielt und hervorragend gekämpft, aber nur eine Ergebniskorrektur erreichen können: 4,5:3,5. Hier die kommentierte Schlussphase seiner Partie:

„Am Spitzenbrett konnte ich nach der Eröffnungsphase einen klaren Vorteil gegen den geschlossenen Sc3-Sizilianer meines Gegners erspielen. Nachdem die größten Verwicklungen zu Ende waren und ich in der Zeitnotphase mehrere direkte Knock-Outs ausließ, schmolz der Vorteil beim gegenseitigen Abholzen mehr und mehr dahin. Nach 48.Kg2 fand ich mich in der folgenden Diagrammstellung mit einem Mehrbauern wieder.

van der Veen – Kaiser (1) – Stellung nach 48.Kg2

Weiß besitzt aufgrund des reduzierten Materials gute Remischancen. Mit 48…Te7 oder Th7 hätte ich dennoch seelenruhig auf Gewinn spielen können. Der Lf4 überwacht zuverlässig das Umwandlungsfeld des weit vorgerückten b-Bauern und der schwarze Turm kommt aktiv ins Spiel. Hingegen hatte ich die Spitzenidee, den König erst mal mit 48.Kg4?? besser zu stellen und meine verbundenen Freibauern zu unterstützen. Leider erlaube ich damit Weiß eine Menge an potentiellen Tricks, da nun der Springer den König mit Schach angreifen kann. 49.Tb4! Damit hatte ich nicht gerechnet, nun ist der Läufer auch noch indirekt gefesselt und es bieten sich einige Motive an. Mit noch ein paar Minuten auf der Uhr sah ich noch eine Gewinnidee für mich. 49…Te7 50.b7 Te2+ 51.Kf1 g2+?! Mit diesem beeindruckenden Schachgebot sah ich mich auf der sicheren Gewinnerstraße und zückte schon eine neue Dame hervor. 52.Kxe2 g1D. Doch dann riss mich 53. Se5+ aus meinen Träumen.

van der Veen – Kaiser (2) – Stellung nach 53. Se5+

Ungläubig betrachte ich die Stellung. Der kecke Springer stellt sich einfach dazwischen und der b-Bauer kann nun ungehindert durchmarschieren. Dazu habe ich einen ganzen Turm ins Geschäft gesteckt und die Uhr tickt runter. Das Stellungsglück war dann doch noch auf meiner Seite.  Bei etwas ruhigerem Blick wurde mir bewusst, dass dies eine sehr vielversprechende Stellung war. Die rettende Verteidigung für Weiß sahen wir beide nicht mehr und die Partie endete nach 53…Kg3 54.Tb3+ Kg2 55.b8D Df1#  mit einem seltenen, aber hübschen Mattbild.

Frage an die Leser (Lösung ganz unten am Ende des Berichts): Wie hätte sich Weiß doch noch aus der Affäre ziehen können?“

Abschließend noch mal der Überblick:

WeDa 2

 Zitadelle Spandau 2

3,5:4,5

201

Martin Kaiser

2052

203

Terry van der Veen

2126

1:0

203

Stefan Prange

2071

205

Reinhard Giese

2036

1:0

204

Alexander Kysucan

2076

207

Jameel Nofal

1929

0:1

205

Thorsten Groß

2037

210

Robert Schreck

1953

½:½

206

Josef Gelman

2016

211

Gerald Hildebrand

1981

½:½

207

Nam Tham

1950

213

Norman Mielke

1899

½:½

208

Minh Tham

1900

302

Kai-Stephan Kussatz

1893

0:1

210

Erwin Weber

1945

306

Felix Bender

1827

0:1

 


DRITTE: Traumstart mit „Vohahipu!“-Strategie

Zusammenfassung verschiedener Autoren durch Christian Greiser

Vorne halten – hinten punkten!“, lautete die strategische Ausrichtung für den ersten Mannschaftskampf gegen den haushohen Favoriten ZUGZWANG 1; einige Leser werden sich an einen früheren BMM-Beitrag des Autors zur sprachlichen Entwicklung dieser Strategie erinnern. An den ersten fünf Brettern besaßen die Gäste DWZ-Vorteile von knapp 100 bis über 200 DWZ-Punkten; Brett 6 war nahezu ausgeglichen und die Bretter 7 und 8 wiesen DWZ-Vorteile zu unseren Gunsten von nahezu 200 DWZ auf; nach Adam Riese macht das eine 2,5:5,5-Pleite. Gegen einen scheinbar so übermächtigen Gegner bedarf es schon des größtmöglichen Ausschöpfens des eigenen schachlichen Potentials, um etwas Zählbares zu erringen.

Die beiden WeDa-Helden vom Sonntag, die dem Optimum am nächsten kamen, heißen Martin Sechting und Heinz Wirth, und fuhren zusammen erstaunliche eineinhalb Punkte ein – an den Brettern 2 und 3 wohlgemerkt.


Heinz kommentiert seinen Sieg gegen FM Ulrich Schwekendiek (DWZ 2232) gewohnt zurückhaltend und nüchtern: „Die Partie begann schleppend und ohne große taktische Verwicklungen (erster Tausch nach über 20 Zügen). Im Mittelspiel wurde es etwas lebhafter, wobei ich einige Anstrengung in die Verteidigung meines Königs investieren musste. Im Schwerfigurenendspiel hatte ich Glück, dass mein Angriff gegen den schwarzen König gerade rechtzeitig kam, um den Angriff meines Gegners am Damenflügel zu parieren.“

Martin gibt sich ähnlich bescheiden: Ich hatte mit Ali Polatel (DWZ 2196) am 3. Brett den erwartet schweren Gegner. Doch die Partie lief gut an, die Eröffnung bereitete mir mit Schwarz keine Probleme, und ich erreichte ein Endspiel, in dem ich zwar stets um Ausgleich kämpfen musste, diesen aber auch erreichte. Nachdem mein Gegner remis ablehnte, kam es dann doch noch zu einem Fehler, und beinahe hätte ich eine gute Partie noch verloren. Aber in der BMM habe ich das Quentchen Glück, was ich sonst nicht habe.“

Dass Cord es schwer haben würde, war von vornherein klar; er hielt sich aber sehr lange auf den Beinen. „An Brett 1 hatte ich die Aufgabe, mit Schwarz Madhan Barath (DWZ 2220) zu neutralisieren. In einem abgelehnten Damengambit, Abtauschvariante, gelang es Schwarz seinen Nachteil solange in Grenzen zu halten, bis die überlegene Spielführung des Weißen ihn zu einem fehlerhaften Übergang ins Bauernendspiel verleitete, der zielsicher die eigene Niederlage im 64sten Zug nach sich zog.“

Uwe hingegen gelang am 4. Brett die Neutralisierung von Adis Artukovic ausgezeichnet, was er mit seinen eigenen Worten wie folgt zusammenfasst: „Meine Partie verlief eher ruhig und war immer in der Remisbreite. Für einen Bauern bekam ich ein gutes Schwerfigurenendspiel. Ich bekam den Bauern zurück, musste dafür aber die Damen tauschen. Das entstandene Turmendspiel war (für mich) minimal besser, als ich das Remisangebot zum 2,5:1,5-Zwischenstand annahm.“

Gerd hatte es am 5. Brett mit dem gut 200 DWZ-Punkte schwereren René Schildt zu tun. Sein selbstkritisches Partiefazit lautet: „In einer Sizilianischen Partie konnte ich eine Weile die Partie ausgeglichen halten, unterschätzte aber den Königsangriff meines Gegners, der lang rochierte. Mit einer taktisch schönen Kombination entschied dann René die Partie. Am langen Ende war ich ein ganzes Stück von meinem sonst üblichen Kampfgeist entfernt und ergab mich zu schnell meinem Schicksal. Das kommt aber sicherlich in der nächsten Runde wieder in Ordnung.“

Ebenfalls unentschieden endete die Partie von Christoph, dem zwischenzeitlich eigentlich mehr zuzustehen schien. Mit einem Figurenopfer für zwei Bauern zeigte er seinem Gegner Ricardo Alevaro schon kurz nach der Eröffnung die Zähne: „Die Lazarettabteilung Cord und Christoph hat es pünktlich ans Brett geschafft. Dank an die deutsche Pharmaindustrie! Ich habe mich eine Woche mit Taktiktraining beschäftigt. Hat mir im Mittelspiel sehr geholfen. Ironischerweise war das Endspiel eine strategische Angelegenheit. Meine zwei verbundenen Randbauern plus Turm gegen zwei Springer hatte ich noch nie auf dem Brett. 🙁 Es endete kläglich im Remis; immerhin konnte ich zum Sieg beitragen!“.

An den beiden Schlussbrettern setzten sich die Favoriten Martin Kunze und Christian durch. Martin musste sich an Brett 8 gegen Amina Fock lange eines heftigen Angriffs erwehren; dagegen hatte der Berichterstatter am 7. Brett Glück, dass sein Gegner Wilfried Meyer bereits früh im 12. Zug für einen kurzen Moment einer akuten Schachblindheit zum Opfer fiel. Sowohl Martin als auch Christian verwerteten ihre Vorteile akkurat.

Im folgenden Diagramm hatte sich der Pulverdampf bei Martin bereits verzogen und es folgte ein genauer Zug, der den materiellen Vorteil festhielt.

Stellung nach 19. Tc1 …

Amina Fock (ZugZ, DWZ 1750)

Martin Kunze (WeDa, DWZ 1973)

Martins Kommentar:Nach einer wilden Eröffnung habe ich einen Mehrbauern, aber dieser ist angegriffen. Zuerst wollte ich c6 spielen, doch dann fand ich einen stärkeren Zug: 19. Tc1 (19…Se4 scheitert nun an 20.c6! Sxf2+ 21.Ke2 Sxh1 22.c7+ und Weiß gewinnt eine Figur.) Meine Gegnerin antwortete statt dessen mit 19. … La5, geriet später in Zeitnot und übersah unter Druck eine Springergabel. 1-0“

Fazit: Ein unerwarteter, aber nicht ganz unverdienter Sieg, der durch die kämpferischen Fähigkeiten der DRITTEN, gepaart mit dem notwendigen Quentchen Glück, den ersten Mannschaftserfolg in der Stadliga seit dem Abstieg 2015/16 bedeutet.

Exkurs: Auf beiden Seiten sind vom letzten Aufeinandertreffen in der Saison 2015/16 (damals verloren wir 2,5:5,5 in der Stadtliga A) noch jeweils genau zwei Spieler übrig geblieben; darunter Heinz und sein Gegner Ulrich sowie René und der Berichterstatter.


 

NEWS vom 30.09.2018 / JS

Anlass zur Zufriedenheit bot bereits der Umstand, dass alle Heim- und Gastmannschaften trotz der ersten Erkältungswelle des Winterhalbjahres vollständig antraten. Das sportliche Fazit fällt bezogen auf die einzelnen Mannschaften freilich gemischt aus: Während zwei der vier siegreichen Mannschaften sich zugleich auch an die Tabellenspitze setzten, blieben zwei Mannschaften ohne Punkte.

So konnte die ZWEITE ihrer Rolle als mutmaßlicher Geheimfavorit nicht gerecht werden und verlor knapp, während …

… die DRITTE sich etwas überraschend gegen vorne sehr stark besetzte Pankower durchsetzen konnte. Kurioser Weise gewannen in dieser Staffel vier weitere Mannschaften mit jeweils 4,5:3,5.

Die VIERTE begann wie sie die letzte Saison beendet hatte, nämlich mit einem beeindruckenden 7:1-Erfolg. 

Nicht ganz so souverän zwar der Erfolg der FÜNFTEN gegen eine junge Gastmannschaft, doch stehen nun bereits mehr Punkte auf der Haben-Seite als nach den neun Runden der Vorsaison.

Deutlich weniger Mühe hatte die SECHSTE bei ihrem deutlichen Favoritensieg.

Die SIEBTE hingegen wartet vorerst noch auf ihren ersten Brett-Punkt …

Liga HEIM Ergebnis AUSWÄRTS Platz BP MP
Stadtliga A WeDa 2
 3,5:4,5 SC Zitadelle Spandau 1977 2 6-7 3,5 0
Stadtliga B WeDa 3
 4,5:3,5 SC Zugzwang 95 1 1-5 4,5 2
Klasse 1.3 WeDa 4
 7:1 SC Zugzwang 95 3 1 7,0 2
Klasse 2.4 WeDa 5
 4,5:3,5 SC Eintracht Berlin 4
4 4,5 2
Klasse 3.2 WeDa 6  6:2 SC Eintracht Berlin 5
1 6,0 2
Klasse 4 West WeDa 7 0:6 SK Tempelhof 1931 3
10 0,0 0

 


Lösung zur Frage an die Leser in der Partie van der Veen – Kaiser:

 

Anstelle von 54.Tb3 hätte Weiß 54.Txf4! spielen sollen. Nach 54…Dg2+ 55.Ke3! (einziger Zug, der nicht verliert!) 55…Dxb7 56.Txf5 bzw. 56.Tf3+ nebst Txf5 kann Schwarz einen Gewinn im Endspiel mit Dame gegen Turm und Springer nicht erzwingen.