Otto-Christ-Pokal 2019 gestartet (aktualisiert: ergänzt um Fotos)

Zehn am ersten Hauptrundenspielabend parallel ausgetragene Partien: Zum letzten Mal vor der Rückkehr an den Lietzensee ein voller Turniersaal in der „Schlange“? (Foto und Text: Heinz Uhl)

Nachdem zunächst eine auffällig geringe Anmeldungszahl für den Otto-Christ-Pokal 2019 den Internen Spielleiter schon einen Negativrekord befürchten ließ, trudelte pünktlich zum Turnierbeginn tatsächlich eine Reihe von „Last-Minute-Einsteigern“ ein, sodass sich insgesamt erfreuliche 20 Teilnehmer zum ersten Hauptrundentermin am Freitag in der „Schlange“ zusammenfanden. Die Auslosung bescherte ihnen einen guten Mix aus sehr ausgeglichenen Paarungen und solchen mit großem Spielstärkeunterschied.

In den Letztgenannten gaben sich die Favoriten keine Blöße. Einige „DWZ-Kleinere“ mussten bereits früh die Waffen strecken – so erwischte der erst vor kurzer Zeit aus Greifswald zu uns gekommene zwölfjährige Louis Hermes mit Titelverteidiger Heinz Uhl in der ersten Runde seines ersten Clubturniers sofort ein Hammer-Los, und auch Manfred Sieg (gegen Martin Kaiser) sowie Klaus Uebelhöde (gegen Dr. Ingo Abraham) blieb eine Sensation verwahrt. Etwas länger hatte Ralf Mohrmann mit einem unserer zahlreichen Jugendtalente Sophie Fayngold zu kämpfen, doch auch hier setzte sich schließlich die Erfahrung durch. Die für einen Pokalwettbewerb typischen frühen Abschiede „großer Namen“ gab es aber ebenfalls: Leidtragender war diesmal Manfred Lenhardt, der in der Top-Begegnung des Tages Hendrik Möller unterlag.

In der Top-Begegnung des Tages zwischen FM Hendrik Möller und Manfred Lenhardt spielte Weiß in der abgebildeten Stellung 40.Dc4+ und gewann die Partie nach 40…Df7 41.De4 recht schnell. Mit der auf den ersten Blick verlockenden Zugfolge 40.c6 Db2 (40…Dxc6? 41.Db3+ +–) 41.c7?? Dxc1+ 42.Kg2 hätte sich Weiß dagegen nur selbst eine Grube gegraben: Nach 42…Dh1+! 43.Kxh1 c1D+ 44.Kg2 Dd5+! (44…Dxc7?? 45.Dd5+ Df7 46.Dd8+ Df8 47.Dd5+ mit Remis durch Zugwiederholung) nebst Txc2 kann Weiß aufgeben. Allerdings würde 41.De3! ebenfalls noch gewonnen haben. (Foto und Text: Heinz Uhl)

An den „ausgeglicheneren“ Brettern wurde zum Teil wirklich hart gefightet. In drei Fällen ging es nach einem Remis in die Verlängerung, in einem davon resultierte dies in einem weiteren Favoritensturz: Nach langem spannenden Endspiel in der Hauptpartie – Schwarz hatte vier Bauern für eine Leichtfigur und die aktivere Stellung, Weiß hielt jedoch sehr stark dagegen und versuchte auch selbst noch, auf Gewinn zu spielen – musste der ehemalige „Pokalschreck“ Martin Sechting gegen den an diesen Tag gesundheitlich etwas angeschlagenen Thomas Kögler im Schnellschach die Waffen strecken.

In der Partie zwischen Johannes Stöckel und Alexander John hatte Schwarz soeben 26…Ted8 gezogen. Besser wäre 26…Sg4+! nebst Txe1 gewesen, aber auch so verlor Weiß bereits nach wenigen weiteren Zügen die Partie. (Foto und Text: Heinz Uhl)

Insgesamt sehr ausgeglichen gestalte sich die Begegnung zwischen Josef Gelman und Dr. Sebastian Böhne; auch hier wurde in der Hauptpartie das Endspiel (Läufer vs. Springer + 1 Bauer) bis zum Schluss ausgekämpft. Nachdem das Schnellschachduell ebenfalls keinen Sieger bestimmen konnte, behielt Josef schließlich im Blitzen mit 1,5 – 0,5 das bessere Ende für sich.

In der Partie zwischen Josef Gelman und dem frisch promovierten Dr. Sebastian Böhne führen in der abgebildeten Stellung für Weiß viele Wege zum Remis. Wie Weiß forciert gewinnen können soll, ist hingegen nicht ersichtlich. Aber zumeist ist Josef mit einem Remis ja auch sehr zufrieden … (Foto und Text: Heinz Uhl)

Der Titel „Marathon des Tages“ geht freilich an die Paarung Jens-Ole Schmitt vs. Konrad Wozniak. In der Hauptpartie konnte sich Letzterer in einem eigentlich klar verlorenen Turmendspiel mit deutlich mehr Glück als Verstand ins Remis retten, das Schnellschach gipfelte in einem vollkommen ausgeglichenen Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern, im „Blitz-Elfmeterschießen“ gewannen beide Seiten jeweils mit Weiß, sodass hier eine dritte Blitzpartie für die Entscheidung bemüht werden musste: in dieser sah Konrad von Anfang an nicht viel Land – mit seiner Aufgabe und Jens-Oles Sieg gegen 0:30 Uhr stand somit der zehnte und letzte Achtelfinal-Qualifikant des Tages fest.

Dass im Rahmen des Otto-Christ-Pokals drei Stichkampfpartien zeitgleich gespielt wurden, dürfte es zuvor noch nicht gegeben haben. Schwer genug war es für den Fotografen auch, alle Beteiligten auf einem Bild zu erfassen. Umso schöner, dass dabei die Kontrahenten nicht nur auf den 64 quadratischen Feldern die eine oder andere Erleuchtung ereilt haben mag, sondern die Szenerie auch noch passgenau von einem „erleuchtenden Quadrat“ an der Decke eingerahmt wurde. (Foto und Text: Heinz Uhl)

 

Alle Paarungen des ersten Hauptrundentermins im Überblick:

Martin Kaiser – Manfred Sieg   1 : 0
Jens-Ole Schmitt – Konrad Wozniak  0,5 : 0,5 (Schnellschach: 0,5 : 0,5)
                                                                            (Blitz: 1 : 0, 0 : 1) (Stich-Blitz 1 : 0)
Hendrik Möller – Manfred Lenhardt   1 : 0
Heinz Uhl – Louis Hermes   1 : 0
Christos Giannopoulos – Benjamin Wolgast   1 : 0
Ingo Abraham – Klaus Uebelhöde   1 : 0
Johannes Stöckel – Alexander John   0 : 1
Thomas Kögler – Martin Sechting   0,5 : 0,5 (Schnellschach: 1 : 0)
Josef Gelman – Sebastian Böhne   0,5 : 0,5 (Schnellschach: 1 : 0)
                                                                       (Blitz: 1 : 0, 0,5 : 0,5)
Ralf Mohrmann – Sophie Fayngold   1 : 0

Für den zweiten Termin am 31.5. sind sechs weitere Spieler angemeldet:

Thorsten Groß
Christel Hoffmann
Shandy Liu
Sebastian Lutz
Philipp Stährfeldt
Heinz Wirth

Sämtliche Informationen zum Pokal finden sich auf der Turnierseite.