Nachruf auf Ulrich Oginski
Mit Bestürzung und Trauer haben wir erfahren, dass unser langjähriges Mitglied Ulrich Oginski am 1. August 2024 nach kurzer, schwerer Krebserkrankung wenige Tage vor seinem 69. Geburtstag verstorben ist.
Wir sind in Gedanken bei seinen Angehörigen
Der Vorstand des SC Weisse Dame
Zum Tode von Ulrich Oginski
Versuch eines – zugegeben sehr subjektiven – Nachrufs
Ich habe Ulrich in unserem Verein früher stets als sehr freundlichen und korrekten, ja eher durchaus etwas zurückhaltend wirkenden Schachpartner und Menschen erlebt. Viele Jahre engagierte er sich als Teilnehmer bei unseren Turnieren und spielte vorzugsweise in der Dritten Mannschaft. Ulrich war seinem schachspielerischen Naturell folgend gerne auch häufig zu einem friedlichen Remisschluss bereit, zeigte aber – wie ich selber bei einem seiner eher seltenen Ausflüge in die A-Klasse der Clubmeisterschaft am eigenen Leibe erfahren durfte – auch Kämpferqualitäten und Zähigkeit, wenn ihm dieser verweigert wurde.
In den letzten Jahren hatte Ulrich, der seine Botschaften – durchaus auch erst einmal ungefragt – einem breiten Mailverteiler kundtat, jedoch noch in ganz anderer Weise Bekanntheit erlangt. Nach eigenem Bekunden hatte er während eines Berliner Sommers eine Erscheinung gehabt, bei der ihm von einer aufgeregten Stimme das nahe Ende der Menschheit verkündet wurde. Fortan wurde Ulrich nicht müde, dieses zu beschwören und verfasste dazu kaum zu zählende Traktate. Auch wenn ich seine Ansichten und seinen Stil nicht zu teilen vermochte: ich habe bewundert, mit welcher apokalyptischen Wortgewalt dieser zwar von Statur große, aber eben doch immer eher zurückhaltend und etwas ängstlich wirkende Mensch fortan schrieb. Und ich muss gestehen, dass mir Ulrichs Visionen spätestens seit dem Einfall der russischen Streitkräfte in die Ukraine keineswegs mehr so gänzlich unrealistisch erschienen. Es gab Momente, wo auch mich nach langen Jahrzehnten diesbezüglicher Ruhe wieder ernsthaft die Sorge vor einem Atomkrieg umtrieb. Umso erfreulicher war es, dass sich Ulrichs Prophezeiungen bislang zumindest dann doch nicht realisiert haben, jedenfalls nicht zu den von ihm proklamierten Terminen und – wie wir jetzt wissen – auch nicht zu seinen Lebzeiten. Ulrich war als erklärter Impfgegner und in Bezug auf das eine oder andere Thema auch in anderer Hinsicht sicherlich am Ende nicht gerade bequem zu nennen, auch nicht unbedingt gegenüber der geübten Praxis in unserem Schachverein. Gleichwohl entschied er sich, Mitglied bleiben zu wollen, hatte auch vor, in einem Sommer mal wieder auf eine gemütliche Partie vorbeizuschauen. Auch, wenn es dazu leider nicht mehr kam, so spielte er doch im vergangenen Jahr immerhin das Eckbauer-Open wieder mit. Den Bezug zur „normalen“ Welt und mithin auch zum Schachspiel, dass er bereits seit DDR-Zeiten – damals noch beim SC Friesen Berlin – mit Begeisterung ausgeübt hat, schien er also nicht in Gänze eingebüßt zu haben.
Man mag zu seinen Äußerungen der letzten Jahre stehen wie man will, sie – vermutlich berechtigterweise – vielleicht als religiösen Eifer oder gar Ausdruck einer tiefgreifenderen Persönlichkeitsveränderung ansehen, aber eines war immer zu spüren- und das hatte Ulrich uns auch wissen lassen: er wollte die Menschen retten, und das hieß auch und für ihn wohl auch durchaus wesentlich die Schachspieler.
Nicht nur deshalb werde ich ihn gerne angenehm in Erinnerung behalten.
Möge er nun bei seinem Herrn und Gott die ewige Ruhe finden, die er sich gewiss redlich verdient hat.
Kai-Gerrit Venske