BMM 2021/22 (R6) – Bericht der DRITTEN: Heißester Kampf des Jahres

Die DRITTE musste zum Auswärtskampf bei Eckbauer I antreten. Unsere Aufstellung war dadurch geprägt, dass unsere Spitzenspieler in der ZWEITEN aushalfen. Somit begab es sich, dass Eckbauer an fast allen Brettern ein DWZ-Plus zu verzeichnen hatte. Die Gastgeber waren jedoch so freundlich nicht nur Wasser kostenlos anzubieten (als Ausgleich für fehlenden Kaffee), sondern auch zu siebt anzutreten. Hier verzichtete die Erste von Eckbauer zugunsten ihrer Zweiten. Nach 30 Minuten stand es somit 1:0 und Carsten konnte nach getaner Wartezeit wohlverdient ins Schwimmbad gehen.

Es war Johannes, der wieder Bewegung in die Sache brachte und nun schon zum dritten mal in der Stadtliga einen ganzen Punkt einheimsen konnte. Hier die Schilderung seines Endspiels:

„Der Hitze angemessen, entwickelte sich ein fröhliches Patzerduell. Im Endspiel T,T,L,3B (Weiß) gegen T,T,S,4B (Schwarz) setzte ich voll auf Gegenangriff, was die Engine zwischenzeitlich mit -6,5 abstraft (nicht, dass mir meine Verluststellung bewusst gewesen wäre … ). Die feinen Gewinnzüge fand mein Gegner aber nicht. Stattdessen manövrierte er sich mehr oder weniger selbst in ein Mattnetz. So galt heute also: ‚Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“

Kurz darauf erhöhte Martin mit einem Remis das Punktekonto. Meine vage Einschätzung ist, dass die Partie auch immer im Remisbereich verharrte.

Beim Zwischenstand von 2,5:0,5 hatte ich einige Sorgenfalten, denn die ich hielt die Stellungen von Guido und Thomas für glatt verloren. Die anderen Partien konnte ich schlecht abschätzen, hatte aber das Gefühl, dass wir mit einem 4:4 gut bedient gewesen wären.

Nun war es an mir, ein weiteres Remis beizusteuern. In einem Abtausch-Franzosen, der nur in einer kurzen Partiephase etwas besser für mich stand, setzte ich auf den völlig falschen Plan und kam in ein Doppeltumendspiel, in welchem ich mich meiner Haut wehren musste. Dies gelang und erhöhte weiter den Druck auf die verbliebenen Mannen von Eckbauer.

An Brett 1 hatte es Sebastian mit dem starken Stark von Eckbauer zu tun und als sich der Pulverdampf des MIttelspiels verzog, sahen meine Augen auf einmal eine Stellung, die mehr als nur Remis versprach, doch dann… Lest was Sebastian widerfuhr:

„Ich kam gegen einen starken Gegner mit Weiß gut aus der Eröffnung. Es kam eine Stellung in der Archangelsk-Variante der Spanischen Partie aufs Brett, die ich mir vor einiger Zeit näher angeschaut hatte. An viele Details konnte ich mich zwar nicht mehr erinnern, aber die wichtigsten Motive fielen mir nach und nach wieder ein. Mein Gegner beging im frühen Mittelspiel einige Ungenauigkeiten, sodass ich bald nicht nur die bessere Stellung, sondern auch einen Mehrbauern hatte. Kurz vor der Zeitkontrolle ließ ich einen Gewinn aus, hatte aber nach dem 40. Zug ein Damenendspiel mit Mehrbauern auf dem Brett. Da sein König sehr offen stand, meiner hingegen recht sicher, schätzte ich die Stellung als gewonnen ein (was sie auch war). Leider missachtete ich dann eine der wichtigsten Regeln in Damenendspielen: Wenn man den Damentausch anbietet, sollte man das entstehende Bauernendspiel berechnen. Das tat ich nicht, als ich Df5 spielte (ich kam gar nicht auf die Idee, dass mein Gegner die Dame schlagen könnte). Erst als mein Gegner die Dame genommen hatte, merkte ich, was ich angerichtet hatte. Er konnte sich nun einen entfernten Freibauern auf der b-Linie verschaffen und mein König stand auf h1. Im ersten Moment dachte ich, dass die Stellung verloren ist. Immerhin behielt ich die Nerven und fand den einzigen Remisweg; mein König schaffte es gerade noch rechtzeitig zum Damenflügel.“ 

Thomas konnte letztendlich seine schwierige Stellung nicht mehr zusammenhalten, aber lest selbst wie er den Kampf sah:

„Beide Kontrahenten warteten im Bemühen um aktives Spiel nach „vorn“ mit vielen guten Ideen und Plänen auf, allerdings auch einige Male bei der Umsetzung dieser mit ungenauem, unkonzentriertem Spiel, was diese Partie zu einer spannenden Sache machte … Mein Gegner gewann letztendlich verdient, weil er die „Torchancen“ besser ausnutzte (sprich: weniger Fehler machte).

Nun  geschah Unerwartetes; Guidos Partie, die ich als verloren eingeschätzt hatte, wurde immer besser, dafür verlor Christian den Faden. Guido schreibt hierzu:

„Mein Gegner war gut 160 DWZ Punkte besser. Ich hatte ihn bereits vor ein paar Jahren in der BMM besiegt, weshalb ich optimistisch in die Partie ging. Ferenc zeichnet seine ungestüme und zugleich kreative Angriffslust aus. Außerdem kommentiert er zwischendurch ganz gerne Mal seine Züge, was ich ganz sympathisch finde.

Zur Partie: Ich spielte mit Schwarz mein Spezialsystem Skandinavisch mit 3…Dd6. Er griff früh mit g4, Sh3 undLf4 am Königsflügel an. Ich kam aber zu meiner soliden Bauerstruktur mit c6 und e6. Nach dem Tausch auf g6 hatte ich zwar einen Doppelbauern auf der g Line aber dafür die halb offene h-Line mit Druck auf den h Bauern. Diesen habe ich jedoch die ganze Partie über nicht genommen, da er mir immer vergiftet erschien. Im Mittelspiel lies Ference dann eine Gewinnvariante aus, gewann jedoch trotzdem die Qualität. Nach ein paar Zügen konnte ich die Partie ausgleichen und mein Springer stand plötzlich mit Vorteil bombenstark auf d4. Ich bot Remis, was mein Gegner aufgrund des aktuellen Rückstandes ablehnte. In der Folge fand ich nach Computer Analyse häufig beste oder zweitbeste Züge und die Qualität der Züge meines Gegners ließ nach. Er gab letztlich die Qualität in schlechter Stellung wieder und nach ein paar hübschen Bauernzügen, die jeweils die Diagonale der das Matt verteidigenden Dame unterbrachen, konnte er gegen meinen Mattangriff und der tödlichen Fesselung seines Turms nichts mehr ausrichten.

Eine sehr fehlerhafte, aber schöne, taktisch anspruchsvolle Partie von beiden Seiten über die ich mich natürlich sehr gefreut habe, da ich den entscheidenden Punkt zum 4,5;3,5 beigetragen habe.“

Der Deckel war also drauf, nur das Sahnehäubchen wollte nicht mehr gelingen. Christian zu seiner Partie:

„Nach der langen Coronapause war ich sehr gespannt auf die bevorstehende Aufgabe. Viel habe ich nicht erwartet, denn die fehlende Praxis würde sich sicherlich irgendwie bemerkbar machen. Dafür lief die Eröffnung erstmal erstaunlich unkompliziert, was auch dem Umstand geschuldet war, dass mein Gegenüber Frank König sich sehr passiv aufstellte. Im Mittelspiel ergaben sich dann einige Möglichkeiten den Anzugsvorteil entscheidend auszubauen, diese ließ ich aber ungenutzt. In einem unbedachten Moment beim Übergang vom Mittel- ins Endspiel erlaubte ich dann ein Zwischenschach, das meinen König in eine äußerst prekäre Lage brachte. Sich danach noch ergebende Ausgleichsmöglichkeiten habe ich fahrlässigerweise ausgelassen, sodass die Niederlage letztlich unumgänglich wurde. Dennoch waren sowohl mein Gegner als auch ich letztlich Sieger; er gewann den direkten Vergleich und wir den Mannschaftskampf.“

Fazit:

Insgesamt eine gute, solide Leistung der Dritten in einer „absolut“ ausgeglichenen Hitzeschlacht (3,5 : 3,5 bei den gespielten Partien)! Christian und Thomas grämen sich nicht wirklich über ihre Niederlagen, weil Guido und Johannes mit – vom Spielverlauf her – nicht erwartbaren Siegen auftrumpften. „Weiter so !“

Epilog:

Nach dem Spielen ist vor dem Postludium, das mit fünf Beteiligten aus der ZWEITEN (Ralf und Martin) und DRITTEN (Robert, Sebastian und Christian) in der „Kastanie“ stattfand. Hierbei wurde u. a. Geburtstagskind Sebastian Böhne gefeiert, der sich mit seinem Sieg in der ZWEITEN selber beschenkte; genauer: von seinem Gegner beschenkt wurde. Und da war es dann plötzlich auch wieder: das lang vermisste Gefühl im Kreise Gleichgesinnter auch dann noch Spaß zu haben, wenn es in der eigenen Partie nicht zu etwas Zählbarem gereicht hat.


 

BSG 1827 Eckbauer SC Weisse Dame 3   3,5 : 4,5
1 101 Wolfgang Stark 2047 306 Sebastian Bender 1888 ½:½
2 102 Peter Dehne 2064 307 Carsten Miemietz 1787 -:+
3 103 Klaus Zschäbitz 1987 310 Robert Radke 1892 ½:½
4 104 Ferenc Tóth 1983 311 Guido Weyers 1827 0:1
5 106 Frank König 1792 314 Christian Greiser 1857 1:0
6 204 Stefan Rohrbach 1847 401 Martin Döring 1737 ½:½
7 210 Manfred Weiser 1662 404 Johannes Stöckel 1702 0:1
8 211 Olaf Buro 1771 408 Thomas Kögler 1765 1:0

Über Robert Radke

Seit dem 13. Lebenjahr in Schachvereinen spielend und in vielen Vorstandspositionen aktiv. Beim SC Weisse Dame im Jahre 2016 eingetreten. Regelmäßige Schiedsrichtereinsätze (FA) in überregionalen Mannschaftskämpfen und bei einigen größeren Turnieren.