Bericht über das 2. Seminar mit GM Wahls: Das Eröffnungsstudium

Kurz vor dem Corona-Lockdown des Clubs fand am 29. Februar / 1. März 2020 das erste Wahls-Seminar in den Räumen des Haus am Lietzensee (HaL) statt. Am 12. März beschloss der Vorstand den Präsenzspielbetrieb einzustellen und sagte das Turnier „Freitag der 13.“ am 13. März ab. Nach genau sechs Monaten haben wir wieder begonnen das HaL zu nutzen – erneut mit einem GM-Seminar.

 

Großmeister Wahls bei seinem Vortrag (Foto: Thorsten Groß)

 

Dieses Mal führte uns GM Wahls durch das weite Feld des Eröffnungsstudiums. Ich werde nicht alle Punkte des sehr vielseitigen und inhaltsreichen Seminars wiedergeben. Wichtige theoretische und eben auch praktische Fragen des Eröffnungslernens und –anwendens sprach Matthias Wahls durch:

  • Wieviel Zeit habe ich zum Lernen?
  • Was will ich erreichen?
  • Welche Eröffnung passt zu meinem Spielstil?
  • Was ist meine Motivation zum Schachspielen?
  • Wie viel Energie kann ich einsetzen?
  • Was sind meine Probleme beim Lernen der Zusammenhänge und Memorieren der Varianten?
  • Welche typischen Fehler kann man beim Studium machen?
  • Wie setze ich Schachdatenbanken zum Aufbau meines Repertoires ein?

Auch eine Reihe wichtiger Eröffnungsvarianten aus Caro-Kann, Londoner System, Englisch und Igel behandelten wir in dem Seminar. Eine ganze Reihe von praktischen Gewinnideen für Schwarz in der Caro-Kann-Hauptvariante mit kurzer Rochade haben sich nun in die Köpfe von einem Dutzend Berliner Schachspieler eingegraben und werden ihren mit Weiß spielenden Gegnern präsentiert werden. Viel Glück dabei!   😉

Auch im Londoner System stellte Matthias eine interessante Spielweise gegen diesen Modeaufbau vor. Das Londoner System wird von Spielern angewendet, die sich bewusst oder unbewusst für ein solides Schmalspur-Eröffnungsrepertoire mit Weiß entscheiden haben. „Die Vielfalt der Eröffnungen und des Schachs allgemein leidet unter einer solchen aus praktischen Überlegungen erfolgenden Beschränkung.“ , finde ich. Aber das muss jeder selbst wissen.

Fazit: Das Seminar war sowohl vom Schachpraktischen als auch vom –theoretischen sehr interessant, was von allen Teilnehmen bestätigt wurde, mit denen ich im Nachgang sprach. Es hat sich gelohnt, ein Wochenende (ca. 14 Stunden netto Schachlernen) für Caissa zu opfern! Wir werden 2021 sicher wieder mit Matthias Wahls Weiterbildung für Berliner Schachfreunde anbieten. Macht mit, es lohnt sich!

Eine Anmerkung noch zur Corona-Situation: Im großen Saal können wir nach Hygienekonzept mit bis zu 20 Spielern spielen. Im Blauen Salon dürfen 12 Personen gleichzeitig anwesend sein. Mehr als 32 Spieler kommen an den allermeisten Freitagen nicht ins Hal.

Am Seminar im Großen Saal nahmen insgesamt 12 Schächer teil. Der Abstand konnte gut gewahrt werden und die Teilnehmer waren sehr diszipliniert. Die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln und, falls vom Spieler vergessen, auch Schnutenpullis (Mund-Nase-Masken) sorgt für die Einhaltung der Sicherheitsregeln. Der Spielbetrieb am Freitagabend kann meiner Meinung nach bei Einhaltung der Regeln bald wieder starten. Einige Kinder und Jugendlichen haben bereits am 18. September wieder mit dem Präsenztraining im HaL begonnnen.

Das Schachleben blüht im Herbst langsam wieder auf, nachdem es im Frühling verwelkte. Zurzeit ist halt alles anders als sonst. Aber die Weisse Dame wird (bekanntlich und natürlich) nicht untergeh’n!