Jugendbundesliga, Mädchenfußball und ein nicht gegebenes Wembley-Tor

Ein „JBL-Nord-u20-2017/18“–Reisebericht von Christian Greiser


Mit personellen Sorgen reiste die WeDa-Jugendtruppe zum Nachholspiel der 7. Runde der JBLN beim souveränen Spitzenreiter AEM (Aufbau Elbe Magdeburg).


So unerfreulich sich das Antreten mit „einem Mann weniger“ schachlich auswirken sollte, umso erfreulicher ist doch die Tatsache, dass es mit dem „Tag der Mathematik“ ein eher angenehmer schulischer Anlass war, der das Mitwirken eines Teils der stärkeren Spieler/innen verhinderte; an diesem Punkt sind die Prioritäten klar.

Zum rein schachlichen Teil sei an dieser Stelle auf den bereits veröffentlichten AEM-Bericht verwiesen, sodass sich der Fokus dieses Beitrags weiter den Mühen und Freuden der Reise als solcher widmen kann.

Ein in Charlottenburg randvoller Regionalzug RE1 zwang uns auf den ersten Stationen zum Stehen bzw. Treppenhocken. Erst nach und nach leerte sich der Zug und ab Potsdam Hbf ergatterte dann jeder einen Sitzplatz, wenn es auch – wie beim Betreuer – nur die Gepäckablage war. „Besser schlecht gesessen, als gut gestanden!“

In Magdeburg an der Großbaustelle Hauptbahnhof angekommen, wurde die Tramhaltestelle der Linie 1 auf verwinkelten Pfaden zügig gefunden und nach wenigen Stationen die Haltestelle „Südring“ erreicht. Hier verabschiedete sich das GPS des Betreuers, aber mit der heutigen Jugend-/Kindergeneration ist so ein Mißgeschick eigentlich gar keins mehr. Hakob bot sich sofort als Ersatzpfadfinder an und mit freundlicher Unterstützung eines Magdeburgers wurde das Spiellokal rechtzeitig erreicht. Dort standen wir ein paar Minuten dumm herum, weil es keinerlei Hinweise auf eine Schachveranstaltung gab; nach einigen Minuten tauchte dann aber eine junge Dame auf, die uns zielsicher als Schachspieler identifizierte und an den Spielort führte. Dort saßen bereits die erwartungsfrohen Gastgeber und waren ziemlich enttäuscht, dass wir nicht vollzählig und in Bestbesetzung aufgetaucht waren. Die ursprünglich geplante Vorabinformation von AEM wegen des fehlenden Spielers hatte leider nicht geklappt.

Dafür waren die Begleiterscheinungen des Matches sehr eindrücklich. Eine halbe Stunde nach dem Startschuss begann eine lautstärkere Beschallung durch jahrmarktsübliche Musik und gegen 14:00 Uhr ein Mädchenfußballspiel. Dieses lockte dann den einen oder anderen unserer Jungs schon mal ans Fenster, wenn auf dem Brett die Action gerade pausierte. Im Laufe der ersten Halbzeit kam es dann zu besagtem – und versagtem – Wembley-Tor, dass aus einem wuchtigen Fernschuss resultierte, wobei der Ball aus meiner Beobachtersicht klar hinter der Linie landete und vermutlich wegen seines Herausspringens aus dem Tor aufgrund eines Vorwärtsdralls von der Schiedsrichterin fälschlicherweise nicht anerkannt wurde. Dem Impuls das Fenster zu öffnen und auf die Fehlentscheidung hinzuweisen, gab ich letztlich nicht nach (Tatsachenbeweis); mal sehen, wann der Videobeweis auch in die Fußballniederungen einzieht.

Auf der Tramrückfahrt sprachen wir dann über diese Szene und unverzüglich wurden auch Parallelen zum nicht gegebenen 2:2-Ausgleich der Engländer gegen die Deutschen im Achtelfinale der WM 2010 gezogen (Youtube). Erst im Nachhinein war bzw. bin ich darüber erstaunt, dass damals vier- bis neunjährige Kids dieses Spiel überhaupt kannten bzw. kennen.

Auch die weitere Rückreise nach Berlin hatte es fußballerisch noch in sich, war doch just in den Stunden unserer heftigen Niederlage der 1. FC Magdeburg von der 3. Liga in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Eitel Sonnenschein, euphorisierte Fußballfans und einige Kugeln Eis machten den Magdeburger Aufenthalt dann aber doch recht erträglich, das pünktliche Erreichen unserer Zuges inklusive sechs Sitzplätzen war das Sahnehäubchen. Kürzere Phasen der Langeweile wurden – wie auf der Anreise – mit Musik- und Videoclips, Lesen, Zeichnen (Kampfroboter und „funny faces“ o. ä.) und Chips überbrückt.

Mit dem Erreichen von Potsdam wurde es dann wieder voll im Zug, da die Umlandausflügler zurück nach Berlin strömten. Bei dieser Gelegenheit wurde mit 11 Fahrrädern und rund 20 Passagieren auf 12 Quadratmetern Fläche auch noch ein respektables Logistikproblem kreativ gelöst, bis dann in Charlottenburg die Reise nach knapp 11 Stunden endete.


Hinweis: JBLN ohne Reisestrapazen!

Die 8. und 9. Runde der JBLN finden anlässlich des bevorstehenden Berliner Schachkongresses (Zentrale Schlussrunde der Schach-Bundesligen und vieles mehr; siehe Programmheft) am Montag, 30. April 2018 – 14:00 Uhr (gegen den Reideburger SV) bzw. Dienstag, 1. Mai 2018 – 10:00 Uhr (gegen Königsjäger Süd-West) jeweils im Saal „MARITIM“ des gleichnamigen Hotels in der Stauffenbergstraße in Tiergarten statt. Unterstützung wegen des anstehenden Klassenerhalts durch WeDa-Kiebitze ist hoch erwünscht!

Wer nicht vor Ort dabei sein kann, muss nicht auf das Mitfiebern verzichten, denn es wird auch eine Live-Übertragung der beiden Spiele geben. Die Ergebnisse sind dann zeitnah beim Bundesliga-Ergebnisdienst zu finden.