Gesucht wurde ein dreizügiges Hilfsmatt (Weiß zieht und ist in drei Zügen matt) – Bedingung: kein Schlagfall.
Die Stellung, die hier als Anregung zum Rätseln dienen sollte, entstand in Runde 9 der Schnellschach-WM in Riadh/Saudi-Arabien am 27.12.2017 zwischen dem englischen GM Luke McShane (Rapid-ELO 2697) mit den weißen Steinen und dem ukrainischen GM Vladimir Onischuk (Rapid-ELO 2748).
Ausgangsstellung – Lösung(en)
Zweifelsohne verfolgte der englische GM – gelegentlich auch als „stärkster Amateur“ der Welt bezeichnet – den Plan, seinen König auf die hinteren schwarzen Reihen zu führen, um von dort weitere Gewinnversuche zu unternehmen. Dieser Plan jedenfalls ging aber mal so richtig schief! Der Volksmund ist ja bekanntlich der Meinung, dass selbst ein schlechter Plan besser ist als gar keiner. Nun ja …
Da im Diagrammtext die Rede von zweizügigen Hilfsmatts mit Schlagfall war, seien diese auch noch erwähnt:
A) 82. Ka4 Ld7+ 83. Tc6 Lc6:# B) 82. Ka4 Ld5 83. Tc6 Lc6:#
Mein Dank gilt auch den fleißigen Kommentatoren; in einem der Kommentare wurde u. a. Bezug genommen auf gleich zehn (!) gefundene zweizügige Hilfsmatts ohne Schlagfall. Das war zwar nicht gefragt, aber immerhin. Das gibt dann jedenfalls noch einmal zehn Fleißpünktchen, dabei wären sogar elf (!!) drin gewesen. Wer Spaß daran hat, kann sich ja mal auf die Suche begeben.
Alle Angaben ohne Gewähr! 🙂
NEWS vom 01.01.2018 – 00:01 Uhr / Onkel Chrischan
Gesucht wird ein dreizügiges Hilfsmatt (Weiß zieht und ist in drei Zügen matt) – Bedingung: es gibt keinen Schlagfall.
Diese Stellung gab es tatsächlich erst vor kurzem zwischen zwei sehr starken Großmeistern – mit dem gesuchten Ende. Die beiden kooperierenden GM brauchten für das Auffinden und die Umsetzung der Lösung weniger als die ihnen noch jeweils zur Verfügung stehenden 43 bzw. 44 Sekunden Restbedenkzeit für Weiß bzw. Schwarz zuzüglich Inkrement. Dabei hatten sie vorhandene Nebenlösungen zu berücksichtigen, was für sie angesichts ihrer Spielstärke von 2697 bzw. 2748 ELO jedoch kein Problem darstellte.
Da die wenigsten Rätselfreunde über eine ELO von rund 2700 verfügen, dürfen sie eine entsprechend längere Lösungszeit für sich in Anspruch nehmen; ein grober Richtwert lautet: für jede 100 ELO weniger eine (1) Minute Bedenkzeit mehr. Und weil heute die Silvesternacht ist/war, darf für jeden Cocktail vor/nach Mitternacht ein Inkrement von 30 Sekunden zur errechneten Bedenkzeit hinzugefügt werden. 🙂
Ausgangsstellung – Lösung(en)
Das 3-zügige Hilfsmatt ist m.E. recht einfach, aber ich kann kein 2-zügiges Hilfsmatt MIT Schlagen finden. Kannst Du da mal ein Beispiel geben?!
Die Probanden der DRITTEN hatten genau die umgekehrten Probleme. Ein zweizügiges Matt war sofort gefunden, dafür haperte es mit dem/n Dreizüger/n. Die Lösungen gibt es morgen zum Frühstück …
@ Thorsten:
Ich verstehe es auch nicht so ganz!
MIT Schlagfall komme ich auch nur auf ein zweizügiges Hilfsmatt und nicht wie angegeben auf mehrere. Allerdings habe ich gleich zehn (!) zweizügige Hilfsmatts OHNE Schlagfall finden können. Daher erschließt sich mir nicht, weshalb man noch nach dreizügigen Hilfsmatts ohne Schlagfall suchen sollte. Die Zahl der möglichen Lösungen ist hier mindestens dreistellig.
Lieber Onkel Chrischan,
einen ganz lieben Dank für die Auflösung des Neujahrsrätsels, die ich schon voller Spannung erwartet hatte! Hier von meiner Seite noch ein paar Anmerkungen:
1. Da darf ich mich ja bestätigt fühlen, dass es in Bezug auf die zweizügigen Hilfsmatts MIT Schlagfall offenbar nur ein einziges Mattbild gibt. Auf genau die beiden in der Auflösung genannten Zugfolgen bin ich nämlich auch gekommen. Allerdings dürfte es sich wohl um eine Frage der Definition handeln – dies hatte ich übrigens auch schon mit dem Autor des ersten Kommentars erörtert –, ob es sich hierbei um eine oder zwei Lösungen handelt. Im Problemschach gibt es zwar sogenannte Mehrspänner, bei denen sich die Aufgabenstellung bewusst auf verschiedene Weisen mit jeweils unterschiedlichen Mattbildern lösen lässt, für gewöhnlich soll beim Hilfsmatt aber doch ein und dasselbe Matt gerade nur durch eine einzige Zugfolge herbeigeführt werden können. Daher übrigens auch in meinem Kommentar zuvor in Bezug auf die Anzahl der dreizügigen Hilfsmatts ohne Schlagfall die Formulierung „mindestens dreistellig“: Während ich auf eine dreistellige Zahl möglicher Endstellungen gekommen bin, lassen sich diese durch insgesamt vermutlich mehrere tausend unterschiedliche Zugfolgen herbeiführen.
2. Vielen Dank auch für die Fleißpünktchen, die ich natürlich sogleich in mein virtuelles Fleißheftchen eingeklebt habe! Ich kann allerdings trotz erneut fleißiger Suche bei bestem Willen kein elftes zweizügiges Hilfsmatt OHNE Schlagfall finden und komme nach wie vor nur auf die folgenden zehn Zugfolgen, deren Endstellungen hier in einer Grafik (die gelb eingefärbten Felder zeigen dabei an, wohin insoweit jeweils im zweiten Zug von Schwarz die Dame bzw. der Turm ziehen kann) abgebildet sind:
– linkes Diagramm – 2 Lösungen:
1.Ka4 Ld5 2.Td7/Td8 Lc6#
–rechtes Diagramm – 8 Lösungen:
1.Ka6 Dc7 2.Dd7/Dd8/Df8/Td1/Td2/Td3/Td7/Td8 Lc4#
Könntest du mir, lieber Onkel Chrischan, bitte verraten, welche Zugfolge mir entgangen ist?
3. Eine kleine Kritik an dem ansonsten wirklich sehr schönen Neujahrsrätsel möchte ich am Ende auch noch anbringen: Es erscheint mir durchaus nachvollziehbar, dass sich in Anbetracht der Vielzahl formal richtiger Lösungen in Bezug auf die gesuchte Zugfolge das zusätzliche Erfordernis einer gewissen Praxis-Nähe aus dem Kontext heraus erschließen ließ. Auch stimme ich natürlich darin überein, dass nicht explizit nach zweizügigen Hilfsmatts OHNE Schlagfall gefragt war. Von einem Autor, der sich für gewöhnlich sehr gewählt auszudrücken vermag, hätte ich allerdings eine etwas präzisere Formulierung im Untertext zum Diagramm der Aufgabenstellung erwartet: Die Formulierung „Dass MIT Figurenschlagen SOGAR zweizügige Hilfsmatts möglich sind, ist relativ leicht zu erkennen. DAHER suchen wir eine dreizügige Variante …“ (Hervorhebungen durch den Kommentator) legt meines Erachtens die Schlussfolgerung nahe, dass es gerade keine zweizügigen Hilfsmatts OHNE Schlagfall gäbe. Ansonsten ergibt für mich die Eingrenzung auf Fälle MIT einem Schlagen keinen Sinn. Oder – mal Hand aufs Herz, lieber Onkel Chrischan – könnte es vielleicht doch einfach daran gelegen haben, dass die zweizügigen Hilfsmatts OHNE Schlagfall zunächst nicht erkannt wurden?
Zu 2.: Ah, jetzt ja, eine elfte Lösung! 🙂
Die einfachste ausgerechnet: 1.Ka4 Dc4+ 2.Ka3 Db3#!
Dieses war der elfte Streich, und der zwölfte folgt sogleich (nach der von Onkel Chrischan in der Auflösung vertretenen Ansicht, dass es auf die Anzahl der Zugfolgen und nicht die der Endstellungen ankomme): 1.Ka4 Dc2+ 2.Ka3 Db3#.
Fazit: Wie variantenreich ist doch unser Schach!
Hallo Heinz,
… und immer noch kein Ende. Tatsächlich gibt es sogar 13 (!!!) zweizügige Lösungen ohne Schlagfall. Und dabei enthalten Deine Lösungsvarianten sogar noch ein Löchlein. Der Reihe nach:
A) Nach 82. Ka6 Dc7 83. Dd7 führt Lc4 nicht zum Matt, da noch 84. Db5 geht. Dafür fehlen: B) Kb5 Dc7 83. Ka6 Lc4# und C) Kb6 Dc7+ („Haustrick!“) 83. Ka6 Lc4#
Ich hoffe, dass war es jetzt wirklich … 😉
Für mich selber muss ich einräumen, dass ich die Zweizüger ohne Schlagfall völlig unterschätzt habe, da ich nach 82. Ka4 Dc2 bzw. Dc4 nebst Matt auf b3 wegen der Simplizität beider Lösungen schlicht das weitere Suchen eingestellt hatte – zunächst jedenfalls; dies erklärt die fehlende Erwähnung dieses Ansatzes. So hat eben jeder seinen ganz eigenen blinden Fleck.
Bevor sich bei unbefangenen Lesern der nicht von der Hand zu weisende Eindruck einer gewissen Schlampigkeit ausbreitet – wobei ich mich hinsichtlich der Beurteilung ausdrücklich mit einschließe – sollten wir die Kommentarfunktion an diesem Punkt lieber schließen.
Epilog:
Am Schlimmsten ist jedoch das Eingeständnis, bereits in den ersten Minuten des neuen Jahres an einem elementaren Vorsatz gescheitert zu sein: ein besserer Mensch zu werden. Dann hätte ich nämlich besser (!) auf die, von einigen ernsthaft als schadenfroh missverstandene Veröffentlichung dieses – an sich ja amüsanten – Missgeschicks verzichten müssen. Soll bzw. darf man Fehltritte von Supergroßmeistern wirklich derart respektlos zur Schau stellen und sich vielleicht sogar noch darüber lustig machen?
Aber das gerade erst begonnene Jahr lässt ja glücklicherweise noch ein bißchen Zeit zur persönlichen Weiterentwicklung … 🙂 🙂 🙂
Hallo Christian,
zu deinem vorstehenden Kommentar:
Sofern der Autor ausdrücklich keine weiteren Kommentare mehr wünscht, sollte man das meines Erachtens im Regelfall zwar respektieren. Da sich die von dir befürchtete Ausbreitung des Eindrucks einer gewissen Schlampigkeit aber nur auf das Aufzeigen weiterer Lösungen beziehen kann, mögen mir die folgenden abschließenden Anmerkungen von meiner Seite aus hoffentlich noch gestattet sein:
1. Dass es neben den elf bzw. zwölf in meinem letzten Kommentar aufgezeigten zweizügigen Hilfsmatts ohne Schlagfall noch weitere geben könnte, wollte ich selber gar nicht mehr ausschließen, nachdem mir die naheliegenden Varianten mit Db3# zunächst völlig entgangen waren. Durchaus etwas gewurmt hat mich dagegen das von dir aufgezeigte Loch in meinen Lösungen: Das war natürlich schon etwas peinlich! 😉
2. Als Schlampigkeit würde ich es nicht bezeichnen: Wir sind in dieser ungewöhnlichen Variante des Schachs nicht geschult und uns unterlaufen daher wohl dieselben „Anfängerfehler“ wie ungeübten Schachspielern beim Übersehen einfacher Kombinationen. Umzudenken fällt zudem oftmals schwerer, als etwas neu zu erlernen: Der gemeine Schachspieler dürfte beim Lösen gedanklich zumindest teilweise im „Normalschachmodus“ (Erfordernis der Widerlegung des besten gegnerischen Zuges) verhaftet bleiben. Daher fällt wohl das Auffinden einer Lösung wie insbesondere die letzte von dir zu den zweizügigen Hilfsmatts ohne Schlagfall nachgereichte so schwer.
3. Selbst Supergroßmeister haben ihre „blinden Flecke“ bzw. „schwarzen Momente“ und sollten damit umgehen können – es wäre ja auch schlimm, wenn sie wie Maschinen funktionieren und niemals menschliche Schwächen zeigen würden. Daher habe ich das Rätsel ausschließlich als amüsante Unterhaltung und nicht als Ausdruck von Schadenfreude empfunden.