DSOL (R1): Die Weisse(n) Dame(n) in der Bredouille

Die erste Runde der DSOL ist gespielt und die Weisse Dame musste leider eine 1,5:2,5 Niederlage hinnehmen. Das Ergebnis ist knapp, der Spielverlauf jedoch war so, dass dieses das bestmögliche Ergebnis war. 

Die Damen sind weg

Gemeinschaftsbericht – veröffentlicht von ML Robert Radke

Bereits in der Eröffnungsphase verwechselte Martin Kaiser am 2. Brett die Züge und verlor einen Bauern. In der Folge versuchte er mit einem Bauerngewinn auf f7 auszugleichen, doch dies entpuppte sich als Fehler und so wurde die erste Weiße Dame des Abends gefangen. Hier nun die Analyse von Martin selbst zu seiner Partie: „Nach 1. e4 d5 2.ed Dd5: 3.Sf3 hatte ich die Grundstellung meines bisher sehr erfolgreichen Spezialrezepts gegen die Skandinavische Verteidigung erreicht. Die Idee von Sf3 besteht darin den Zug Sc3 hinauszuzögern um sich das Vorrücken des c-Bauern offen zu halten. Es folgte 3 …Lg4 4.Le2 Sc6 5.0-0 0-0-0. Einer Illusion folgend dachte ich mich noch in der Hauptvariante zu befinden und zog selbstsicher den d-Bauern 6. d4??. Besser wäre es gewesen d4 einen Zug früher zu ziehen – mit anschließendem c4 – oder z.B. mit 6. h3 eine angenehme Stellung zu erreichen. Nun flog nach Lf3: 7.Lf3: Dd4: der d-Bauer vom Brett. Nach den von beiden Seiten aktiven Zügen 8. De2 De5 9.Dc4 Sd4! nahm ich den auf den ersten Blick harmlos aussehenden Bauern f7. Mit dem soliden Ld1 wäre noch maximaler Widerstand möglich gewesen (Läuferpaar gegen Minusbauer). Nach 10 … Sf6 ist es auf einmal mau mit den Feldern der weißen Dame. Weiter folgte 11.Ld1 e6 12 c3 Sf5 13.Lb3 Te8 14.Lg5 Sd6! 15. Lf6: gf6:, wonach eine ästhetisch aussehende Schlussstellung erreicht wurde.“

 

Die Dame ist weg.

 

In der zweiten Weißpartie an Brett 3 spielte Manfred Lenhardt und schildert die Vorgänge wie folgt: „Im Mittelspiel geriet ich nach einigen schwächeren Zügen auf Abwege und gab die Dame gegen Turm und Springer. Da die Dame meinen Damenflügel abräumte, war es für mich verloren. Mit Unterstützung des Königs versuchte ich noch ein Dauerschach auf Brett zu zaubern, aber Schwarz passte auf und holte sich den verdienten Sieg.“ Also auch hier eroberten unsere Gegner die Weiße Dame und wenn die Weisse Dame all ihre Weißen Damen hergibt ist ein 0:2 der logische Zwischenstand.

 

Kampfgeist

An Brett 1 kämpfte Josef Gelman in etwas gedrückter Stellung gegen eine weitere Niederlage an. Nach reiflicher Überlegung entschloss er sich, dazu eine Qualität zu opfern und dafür den Druck loszuwerden. Er positionierte die Bauern sehr geschickt und verhalf so seinem Springer zu wirkungsvollen Stützpunkten. Seinem Gegner gelang es nicht in seine Stellung einzudringen. Als Josef auch noch dabei war einen Bauern zu erobern, einigten sich beide in völlig ausgeglichener Stellung auf ein Remis.

Der Kampf war entschieden, doch an Brett 4 wurde noch verbissen gekämpft. Aber lesen wir was Sebastian Bender zum Verlauf der Partie schreibt: „An Brett 4 mit den schwarzen Steinen spielend hatte ich bald eine eigentlich recht normale Scheveningerstellung auf dem Brett stehen, bei der der weiße Damenspringer allerdings auf d2 statt auf c3 stand, von wo aus er zwar e4, aber nicht d5 kontrolliert. Diesen Umstand hätte ich schon früh mit einem Zentrumsvorstoß ausnutzen können bzw. müssen, spätestens als Weiß mit g4 am Königsflügel vorpreschte (getreu dem Prinzip, dass ein Flügelangriff mit einem Gegenschlag im Zentrum beantwortet werden sollte). Nachdem ich das verpasst hatte, geriet ich zunehmend unter Druck. Unnötigerweise gab ich irgendwann meine Dame für Turm und Springer, wonach ich auf Verlust stand. Da mein Gegner aber nun nur noch von seinen jeweils 15 Inkrementsekunden lebte (er hatte bereits in der Eröffnung für eigentlich naheliegende Züge zum Teil mehr als fünf Minuten seiner Bedenkzeit verbraucht), spielte ich weiter. Was nun folgte, lässt sich eigentlich nur durch kräftiges Zutun von Caissa (und eben durch das schlechte Bedenkzeitmanagement meines Gegners) erklären. Zunächst manövrierte mein Gegner seinen König in Richtung meiner drei verbliebenen Figuren (Turm, Läufer und Springer). Dann stellte er zweizügig seinen Läufer ein, wonach ihm nur noch die Dame blieb. Da der weiße König auch jetzt noch nicht den Rückzug antrat, konnten meine drei Figuren ihm schließlich den Garaus machen.“

 

Auch eine ästhetische Schlussstellung:

Weiß muss die Dame opfern um dem Matt 50. Kd8 Se6# zu entgehen

 

Somit gab es zum Ende zwar noch das knappe Ergebnis, welches über den tatsächlichen Verlauf allerdings etwas hinwegtäuscht.

 

Aussicht

In der nächsten Runde spielen wir gegen den nominell stärksten Gegner aus dieser Staffel die 1. Mannschaft der SF Hamburg. Diese haben ihre Favoritenstellung in der ersten Runde mit einem 3,5:0,5 untermauert. Wenn wir es hier vermeiden können unsere Weißen Damen zu verlieren, wird sicherlich auch die Weisse Dame nie untergehen.

Über Robert Radke

Seit dem 13. Lebenjahr in Schachvereinen spielend und in vielen Vorstandspositionen aktiv. Beim SC Weisse Dame im Jahre 2016 eingetreten. Regelmäßige Schiedsrichtereinsätze (FA) in überregionalen Mannschaftskämpfen und bei einigen größeren Turnieren.