Beim Stand von 6,0:6,0 nach den zwölf regulären Turnierpartien (+1 =10 –1) kam es bei der Weltmeisterschaft 2016 zwischen Titelverteidiger Magnus Carlsen und Herausforderer Sergei Karjakin zum Tiebreak, bei dem vor einer möglichen Entscheidung durch Blitzschachpartien zunächst vier Schnellschachpartien angesetzt waren. Nachdem die ersten beiden davon mit einem Remis endeten, konnte Carlsen die dritte Schnellschachpartie mit den schwarzen Steinen gewinnen. In der vierten Partie benötigte er mit Weiß also nur noch ein Remis, um seinen Titel zu verteidigen.
Carlsen – Karjakin, WM 2016, 4. Schnellschachpartie
Stellung nach 46…Ta7
Mit 47.Df2 hätte Carlsen in der abgebildeten Stellung einen Damentausch erzwingen können, wonach er das Endspiel mit einer Qualität im Plus kaum noch hätte verlieren können. Er wählte jedoch einen brillanten anderen Weg, der seinem Gegner scheinbar unnötigerweise noch einmal Gegenchancen einräumte. Nach 47.Dxf4 Ta2+ 48.Kh1 Df2 entstand folgende Stellung:
Carlsen – Karjakin, WM 2016, 4. Schnellschachpartie
Stellung nach 48…Df2
Nun drohte Karjakin mit seiner Dame ein Matt, was sich aber natürlich auch durch 49.Dg3 oder 49.Tg1 hätte parieren lassen. Carlsen ließ jedoch 49.Tc8+! folgen. Im Fall von 49…Lf8 50.Txf8+ Kxf8 51.Txf7+ wäre eine Flucht des schwarzen Königs auf den Damenflügel nach 51…Ke8 wegen 52.Tf8+ Kd7 53.Df5+ Kc6 (53…Kc7 Dc8#) 54.Tc8+ Kb7 55.Dd7+ Ka6 56.Ta8# erfolglos geblieben. Karjakin zog jedoch 49…Kh7. Da jetzt zusätzlich noch ein Grundlinienmatt drohte, blieb Carlsen nichts anderes übrig, als seinem Gegenüber zuvor selbst den Garaus zu machen – was er auch eindrucksvoll tat: Nach 50.Dh6+!! gab Karjakin auf. 50…Kxh6 scheitert an 51.Th8# und auf 50…gxh6 folgt 51.Txf7#.
Ein hübsches Opfer der weißen Dame im letzten Zug des Wettkampfes – man könnte fast annehmen, dass Carlsen diese Schachweltmeisterschaft unserem Verein hätte widmen wollen … 😉