BMM 2021/22 (R8) – Bericht der DRITTEN: „Warum haben wir eigentlich verloren?“

Nachdem die Weisse Dame sich in der letzten Woche sehr gut gegen die Tabellenführer geschlagen hatte, sollte nun auch der Dritten solch ein Husarenstück gelingen. Doch die Vorzeichen waren schlecht, denn Christian musste kurzfristig wegen Krankheit absagen. Deshalb bauten wir die Mannschaft noch um und stellten an Brett 3 Sebastian Böhne als „Strohpuppe“ auf. Nach 30 Minuten stand es folgerichtig 1:0 für Chemie Weissensee.

Ich selbst kam bereits im 6. Zug dermaßen unter die Räder, dass der Rest der Partie nur unter Verzögerung der Niederlage zu sehen ist. Doch in der Analyse zeigte sich durch einen aufmerksamen Spieler der 5. Mannschaft, dass die Abwicklung, die mein Gegner wählte, ein Loch hatte. Wir beide sahen dieses nicht und die Tatsache, dass ich einen Halbzug auf Gewinn stand, bleibt eine Randnotiz. Trotzdem irgendwie auch ein verschenkter Punkt.


An Brett eins sah das nach meiner Meinung gar nicht schlecht aus, was Heinz auf das Brett bekam:

„Nach der Eröffnung hatte ich mit etwas Entwicklungsvorsprung und Spiel gegen den unrochierten schwarzen König leichten Vorteil. In der Folge spielte ich zu passiv und ließ Möglichkeiten aus, die schwarze Stellung weiter unter Druck zu setzen. Im Endspiel mit T + L gegen T + S jeweils mit Bauern konnte ich zwar einen Bauern gewinnen, aber der schwarze König wurde dafür sehr aktiv. Nach allgemeinem Abtausch bis zu den Königen stand das Remis fest.“


Carsten spielte wie üblich ruhig und positionell, sein Gegner jedoch bestürmte ihn rasch. Nach etwas ungenauem Spiel kam er in eine deutlich schlechtere Stellung, die sein Gegner allerdings nicht konsequent verwertete. Im Endeffekt ergaben sich Chancen für Carsten, die er aber leider nicht nutzen konnte. Im Endeffekt kam noch ein wenig Stellungspech hinzu, da im Anschluss an eine komplizierte Abwicklung seine letzte verbliebene Figur nicht mehr rettbar war. Auch hier war mehr drin.


Thomas an Brett acht verteidigte sich umsichtig gegen seinen ungestüm angreifenden Kontrahenten. Er selbst schreibt dazu:

„Ich hatte mit Schwarz gegen „Mister 100 %“ (7/7 !!) anzutreten und es gab einen „Najdorf“ mit Lg5 etwas abseits von den Hauptvarianten. Ich hatte Probleme mit der Entwicklung des Lc8 und beschloss, den Vorstoß e5 vorzubereiten, um den Läufer zu „befreien“, wofür ich meinen Sd7 über f8 nach g6 umgruppieren mußte. Im 16. Zug gelang mir dann dieser Konter, dessen Wirksamkeit mein Gegner ungewollt mit 15.Td3 … und 16.h4 … etwas „unterstützte“.

Es kam zur Öffnung der Stellung, ich gewann den h4-Bauern und mein Gegner übersah im 22.Zug mein Dg5, womit der Damentausch erzwungen wurde. Es kam zu einem Doppelturmendspiel mit ungleichfarbigen Läufern, wobei mein Läufer auf e5, gedeckt von einem Bauern auf d6, wesentlich wirksamer war als der gegnerische.

Mit einer kleinen Taktik konnte ich den Mehrbauern behaupten und ein Turmpaar abtauschen. Im 40.Zug unterlief mit a4 meinem Gegner der (wie auch er meinte) Partie-entscheidende Fehler, denn nach meiner Antwort …b5 kam mein Turm am Damenflügel voll zur Entfaltung, ich hatte aktives Spiel auf beiden Flügeln und im Zentrum und die Partie dauerte dann auch nur noch 13 Züge !

Fazit : Black ist okay !, in diesem Kampf siegte viermal Schwarz und nur einmal Weiß. Glückwunsch an Chemie zum völlig verdienten Aufstieg !!“


Martin hatte eine sehr vielversprechende Angriffsposition aufgebaut und es lag der ganze Punkt in der Luft. Nach vorsichtiger Einschätzung vermute ich, dass ein Opfer zwar optisch gut aussah, jedoch nicht ausreichend durchschlagend war. Der gegnerische König konnte sich retten und das fehlende Material wirkte sich spielentscheidend aus. Auch hier hätten sich die Chemiker nicht über eine Niederlage beschweren dürfen.


Sebastian Bender rutschte kurzfristig durch die Umstellung ein Brett nach hinten von Weiß auf Schwarz. Er war damit einverstanden, weil er in der Saison oft Weiß hatte und Carsten ein Brett hinter ihm endlich mal die weißen Steine bekam. Das ist Teamplay. Aber lesen wir, was er über seine Partie schreibt.

„Dies war bereits mein drittes Aufeinandertreffen mit Steffen Poseck, zum zweiten Mal hatte ich die schwarzen Steine. In der Eröffnung verbrauchte ich (zu) viel Zeit. Gegen das englische Doppelfianchetto, das mein Gegner spielte, baute ich mich königsindisch auf und dachte über ganz normale Züge unnötig lange nach. Es entspann sich ein interessantes Mittelspiel mit beiderseitigen Chancen. Ungefähr ab dem 25. Zug lebte ich aber fast nur noch von den Inkrement-Sekunden. Im Übergang in ein Schwerfigurenendspiel beging ich dann einen Fehler und mein Gegner hätte einen Bauern gewinnen können, wonach ich in großen Schwierigkeiten gewesen wäre. Glücklicherweise griff mein Gegner aber fehl und schlug nicht meinen Bauern auf d3, sondern den auf d6. Dabei übersah er eine taktische Wendung und geriet nun selbst in Verlustgefahr. Er fand allerdings einige gute (zum Teil einzige) Züge und die Partie endete schließlich mit einer dreifachen Zugwiederholung remis.“


Der Kampf war mittlerweile zu unseren Ungunsten entschieden, aber Uwe verwertete sein inzwischen gewonnenes Endspiel sicher.

„Im Mittelspiel vernebelten mir die vielen taktischen Tricks meines Gegners den Durchblick und ich vergab die Möglichkeit bei deutlichem Vorteil den Sack zuzumachen. Danach überboten wir uns gegenseitig mit zweitbesten Zügen, bis sich im Endspiel doch noch eine Gewinnvorsetzung für mich ergab.“

 

Fazit: Nach der Analyse einiger Partien meine Manfred Lenhardt auf seine trockene Art: „Und warum habt Ihr jetzt verloren?“. Ganz unrecht hat er nicht, allerdings wissen wir, dass es auch andere Tagen geben wird, an denen wir uns fragen werden: „Warum haben wir eigentlich heute gewonnen?“. Es überwiegen leider doch die Fehler im Schach und diesmal waren wir an der Reihe diese überwiegend zu vollziehen.

 

 

Über Robert Radke

Seit dem 13. Lebenjahr in Schachvereinen spielend und in vielen Vorstandspositionen aktiv. Beim SC Weisse Dame im Jahre 2016 eingetreten. Regelmäßige Schiedsrichtereinsätze (FA) in überregionalen Mannschaftskämpfen und bei einigen größeren Turnieren.