Nein, es geht bei dieser Frage nicht um eine Ausnahmeregelung für den kommenden Sonntag, an dem die Mannschaften wegen der Umstellung auf Sommerzeit gefühlt bereits um 8.00 Uhr zur 9. und letzten Runde antreten müssen! Es geht vielmehr um die generelle Frage, ob die Mannschaftskämpfe zukünftig erst um 10.00 Uhr beginnen sollen bzw. beginnen werden.
Über diese Frage wird auf dem Verbandstag des Berliner Schachverbandes (BSV) am kommenden Sonntag (27.3.) diskutiert und abgestimmt werden. Bereits jetzt gibt es darüber auf der Homepage des BSV eine umfangreiche und lebhafte Debatte. Außerdem hat das Präsidium des BSV mittlerweile selbst die Initiative ergriffen und eine Umfrage zum BMM-Beginn (9 oder 10 Uhr) gestartet, an der sich jedes Mitglied eines dem BSV angeschlossenen Vereins beteiligen kann.
Der frühe Beginn um 9.00 Uhr hat in Berlin Tradition. Die Bundeshauptstadt befindet sich damit in Gesellschaft von drei weiteren Bundesländern, bemerkenswerter Weise alle im Osten gelegen, darunter das „Land der Frühaufsteher“, Sachsen-Anhalt. In der erwähnten Debatte werden auf der anderen Seite Länder genannt, in denen um 10.00 Uhr begonnen wird. Interessant auch: In vielen Landesverbänden gibt es Ausnahmeregelungen, die einen abweichenden Beginn ermöglichen. Mit der Annahme des nun zur Diskussion stehenden Antrags (s.u.), würde sich Berlin also nicht zum Exoten machen.
Nachdem in der Vergangenheit bereits mehrere Versuche einer Verschiebung nach hinten scheiterten, zuletzt 2009, nun also ein neuer Anlauf, der seinen Ursprung in unserem Verein hat: Auf Antrag eines Vereinsmitglieds wurde der Vorstand auf der Jahreshauptversammlung 2016 mehrheitlich beauftragt, sich auf Verbandsebene für einen späteren Beginn einzusetzen. Dies ist durch einen entsprechenden Antrag an den Verbandstag geschehen, hier der Wortlaut:
„Der Verbandstag beauftragt den Spielausschuss, die Turnierordnung in §10 „Allgemeine Festlegungen“ zur Saison 2017/18 wie folgt zu ändern: ‚Die Wettkämpfe der BMM beginnen sonntags im Regelfall um 10:00 Uhr. Auf Antrag des Heimvereins ist abweichend ein Spielbeginn um 09:00 Uhr möglich.‘ Begründung: Die derzeitige zeitliche Regelung mit einem Beginn Sonntags um 09.00 Uhr entspricht nicht mehr dem veränderten Freizeitverhalten am Wochenende und wirkt auf neue Spieler eher abschreckend. Für alle übrigen vom BSV ausgerichteten Turniere und auch bei fast allen offenen Turnieren erfolgt mittlerweile ein Spielbeginn um 10 Uhr. Uns ist bewusst, dass unterschiedliche Anfangszeiten in der BMM keine optimale Lösung sind. Die vorgeschlagene Ausnahmeregelung ermöglicht es jedoch für eine Übergangszeit Vereinen, mit zeitlichen Restriktionen hinsichtlich des Spiellokals, die bisherige Anfangszeit beizubehalten.“
Die Entscheidung des Verbandstages ist für das Präsidium zwar nicht bindend – vielmehr entscheidet dieses in Fragen der Turnierordnung über Vorschläge bzw. Empfehlungen des Spielausschusses – jedoch hat BSV-Präsident Carsten Schmidt zugesagt: „Wir werden uns an ein Meinungsbild halten und die Meinung der Vereine nach dem Verbandstag in ihrem Sinne umsetzen.“
Insofern ist es m.E. sehr zu begrüßen, dass der BSV dieses Meinungsbild durch seine Umfrage zu erweitern sucht. Gewisse Unwägbarkeiten freilich bleiben: Unklar ist, worauf sich die Vereinsvertreter bei Ihrem Abstimmungsverhalten beim Verbandstag stützen werden, ob es ihnen gelingt oder überhaupt daran gelegen ist, noch vor dem Verbandstag ein möglichst umfängliches Stimmungsbild innerhalb des eigenen Vereins zu ermitteln, oder ob sie sich eher an Einzelstimmen und ihren persönlichen Argumenten orientieren werden. Unklar auch, inwieweit der BSV-Umfrage in ihrem jetzigen Format Repräsentativität bescheinigt werden kann. Jedenfalls steigt diese, je höher die Beteiligung daran ist, was gerne als Aufforderung zur Stimmabgabe aufgefasst werden darf (immerhin: Die Möglichkeit dazu besteht über den Termin des Verbandstags hinaus).
Tendenziell meine ich, eine gewisse „Wechselstimmung“ wahrzunehmen, doch die Spannung, was am Ende herauskommen wird, bleibt hoch …