Neujahrskalender der Weissen Dame – 10. Türchen

Richtige Antwort: B

Den sogenannten Zug des Jahrhunderts spielte Alexei Schirow im Jahr 1998 im Turnier von Linares in seiner Partie mit den schwarzen Steinen gegen Wesselin Topalow in folgender Stellung:

Topalow – Schirow, Linares 1998
Stellung nach dem 47. Zug von Weiß

Es folgte 47…Lh3!! Die Idee von diesem Zug besteht darin, das Feld f5 mit Tempo für den eigenen König zu räumen. Denn nach 48.Lxh3 kann Schwarz mit seinem König über die Felder e4 und d3 auf die c-Linie vordringen, um die eigenen Freibauern auf der a- und d-Linie bei deren Vormarsch zu unterstützen. Schwarz gewinnt in diesem Fall auch ohne seinen Läufer, weil der weiße König und der weiße Läufer im Verbund nicht alle drei schwarzen Freibauern – schließlich ist durch das Schlagen des Läufers noch ein Freibauer auf der f-Linie hinzugekommen – aufhalten können.

Ignoriert Weiß das Läuferopfer mittels 48.Kf2, so gelangt der schwarze König nach 48…Kf5 letztlich doch auf das Feld e4, sofern sich Weiß nicht auf 49.Ke3 Lxg2 bzw. 49.Kf3 Lxg2+! 50.Ke3 einlassen will, was beides ebenfalls verloren wäre. Ohne das Läuferopfer hingegen, also wenn der Läufer z. B. nach g4 oder c2 wegzieht, um seinem König einen Vormarsch über das Feld f5 zu ermöglichen, erreicht der weiße König das Feld e3, bevor der schwarze König nach e4 ziehen kann, und verhindert so wirksam dessen Vormarsch auf dieses Feld.

In der Partie gab Topalow nach 48.gxh3 Kf5 49.Kf2 Ke4 50.Lxf6 d4 51.Le7 Kd3 52.Lc5 Kc4 53. Le7 Kb3 auf. Anstatt hier anhand von Varianten noch darzulegen, wie Schwarz im Fall von alternativen Zügen einen seiner Freibauern zur Umwandlung bringt, sei auf ein Video von GM Niclas Huschenbeth verwiesen, das über folgenden Link abrufbar ist: Unglaubliche Züge #1: Der Zug des Jahrhunderts

Bei einer Umfrage des British Chess Magazine wurde 47…Lh3!! zum spektakulärsten Zug aller Zeiten gewählt.

Die berühmte Schachpartie, die Donald Byrne und der danals erst 13-jährige Robert James „Bobby“ Fischer im Jahr 1956 beim Rosenwald-Memorial-Schachturnier in New York gespielt hatten (Antwort A), ist hingegen als Partie des Jahrhunderts bekannt. Diese Bezeichnung erhielt sie von dem in die USA emigrierten österreichischen Schachspieler, -schiedsrichter und -journalisten Johann „Hans“ Joseph Kmoch (1894–1973), der bei dem Turnier anwesend war und uns im Rahmen des Neujahrskalenders noch einmal an anderer Stelle begegnen wird.

Bei der im Jahr 1999 in Wijk aan Zee zwischen Garri Kasparow und Wesselin Topalow gespielten Partie, auf die sich Antwort C bezieht, handelt es sich wohl um die am meisten kommentierte Schachpartie aller Zeiten. Kasparow selbst bezeichnete diese Partie, die er durch eine spektakuläre Kombination mit einem Opfer seiner beiden Türme gewinnen konnte, als die beste, die er je gespielt habe.