Rückblick auf 2019 (1) – Nachruf für „Jogi“

Bereits im September 2019 war unser langjähriges Mitglied Jörg Francke (1938 – 2019) verstorben. Bereits damals war noch ein ausführlicher Nachruf angekündigt worden, der nun endlich vorliegt. Ein Dankeschön an dieser Stelle an alle Mitglieder, die dabei mitgewirkt haben.


Im Winter 1944 floh Jörgs Mutter mit ihm und seiner jüngeren Schwester aus Schlesien nach Westen. Furcht hatte der sechsjährige Knabe nach eigenem Bekunden nicht, für ihn war es ein Abenteuer. Allen Tieffliegerangriffen zum Trotz erreichten sie schließlich unversehrt Berlin, wo sich seine Familie dann niederließ. Hier, im Südwesten der Stadt, besuchte Jörg das Gymnasium und entwickelte sich nebenbei zu einem passablen Fußball- und Basketballspieler. Später zog Jörg nach Graz, studierte dort Medizin und stürzte sich mit dem Spitznamen „Joschi“ ins österreichische Schachleben.

Als Doktor der Medizin kehrte er in den 1990er Jahren wieder nach Berlin zurück und wurde im Jahr 1997 Mitglied der Weissen Dame, bei der er mit dem neuen Spitznamen „Jogi“ an nahezu allen Vereinsturnieren und auch regelmäßig an den freien Spielabenden teilnahm. Auch bei den Berliner Mannschaftsmeisterschaften war Jörg ein zuverlässiger und geschätzter Mitspieler, insbesondere in der dritten Mannschaft, in der er den Großteil seiner Mannschaftskämpfe bestritt.

Bis zum Schluss blieb Jörg schachlich aktiv, auch wenn die Kräfte mit der Zeit schwächer wurden. Noch wenige Tage vor seinem Tod wollte Jörg, wie immer mit dem eigenen Automobil, an einem Schnellschachturnier anlässlich der historischen Schlacht bei Dennewitz teilnehmen, musste dann aber aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen. Die traurige Nachricht von seinem Tod erreichte uns dennoch völlig unerwartet.

Charakteristisch für Jörg waren seine vielseitigen Interessen, die er auch gelegentlich als Gasthörer an Berliner Universitäten und Mitglied der Berliner Sternwarten und Planetarien pflegte. Egal ob Archäologie, Geschichte, Fossilien, Astronomie oder Gesellschaftspolitik – Jörg erwies sich stets als gut informierter und engagierter Gesprächspartner. Ein ganz besonderes Anliegen war ihm die Bienenzucht, die er jedoch aus Altersgründen vor einigen Jahren zu seinem großen Bedauern aufgeben musste.

Nebenbei war Jörg auch ein guter Skatspieler, der regelmäßig in seiner Skatrunde brillierte. Im schon fortgeschrittenem Alter gewann Jörg dann auch folgerichtig im Jahr 2017 das Skatturnier des SC Zitadelle Spandau.

Jörg verstarb kurz vor seinem 81. Geburtstag. Bei seiner Beisetzung auf dem Friedenauer Friedhof wurde die Weisse Dame von zehn Mitgliedern vertreten und auch sein österreichischer Schachfreund Herbert Halsegger war aus Graz angereist, um Abschied zu nehmen. Von seiner Familie und seinen langjährigen Weggefährten erfuhren wir in kurzen Ansprachen viel über sein Leben. Auch unser erster Vorsitzender Cord Wischhöfer hielt eine kurze Gedenkrede zu Ehren unseres verstorbenen Vereinsmitglieds.

Du wirst uns fehlen, Jörg.“